"Fische" heißt das Roman-Debüt von Melissa Broder – und erzählt von Lucy: 38 Jahre alt, seit ein paar Wochen Single, seit neun Jahren Doktorandin, seit immer auf der Suche. Auf der Suche nach etwas oder jemandem, der oder das die Leere in ihr ausfüllen kann. Diese Leere ist mal kleiner, mal größer und steht immer im Kontrast zu Lucy selbst.

Acht Jahre lang ist Lucy mit Jamie zusammen gewesen – also gefühlt ewig. Die Luft war plötzlich raus, die Liebe vielleicht auch, das weiß Lucy nicht so genau, weil ihr dann erstmal jemand erklären müsste, was Liebe überhaupt ist. Und Lucy wollte Jamie gar nicht verlassen, nur ein bisschen provozieren, als sie sagte, sie könnten sich ja trennen. Jamie reagierte prompt, stimmte zu und verschwand – in die Arme einer anderen.

Momentan ist Lucy sehr klein, und die Leere in ihr sehr groß. Annika, Lucys Schwester, will ihr helfen und hat sie gebeten, in ihrer Abwesenheit auf ihr Haus und ihren Hund aufzupassen. Lucy sollte das eigentlich nicht tun, findet sie. Denn: Was wäre, wenn Jamie sie plötzlich zurück haben will, sie aber meilenweit weg ist?

Lucy braucht Ablenkung

Lucy versucht, sich abzulenken. Sie trifft sich mit Typen, die sie im Internet kennenlernt. Typen, für die sie sich den Hintern enthaaren lässt und Wäsche im Wert von einer Monatsmiete kauft. Sie geht sogar zur Therapiegruppe. Mit den Frauen dort will Lucy nicht tauschen, zu kaputt sind die, zu verloren, zu zwanghaft.

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Nun sitzt Lucy, satt und angetrunken, auf einem schwarzen Felsen am Meer. Unter dem kalten Licht des Vollmonds starrt sie auf die Wellen. Und während sie da hockt und sich wünscht, dass Jamie sie vermisst, sieht sie im Augenwinkel etwas Fleischiges über die Felsenkante ragen. Erst ein Arm, dann zwei, schließlich kommt ein Kopf zum Vorschein. Da hängt ein Typ. Im eiskalten Wasser. Oberkörperfrei. Er grinst breit und sagt: "Sorry".

Er heißt Theo. Er ist wirklich nett. Er fragt sie, wie es ihr geht. Und er hört zu. Wenn er sie berührt, dann vorsichtig, und nur mit ihrem Einverständnis. Und obwohl er im Meer verschwindet, sobald es dämmert, weiß Lucy, dass er zurückkommen wird.

"Fische" (OT: "The Pisces") von Melissa Broder, aus dem amerikanischen Englisch ins Deutsche übersetzt von Eva Bonné, erschienen im Ullstein Verlag, 351 Seiten, 2018.

Shownotes
Das perfekte Buch für den Moment...
...wenn du ein Meer aus Tränen weinst
vom 29. September 2019
Autorin: 
Lydia Herms