Stefan ist Model und hatte eine Haartransplantation. Christos möchte Menschen mit seinem Projekt "wenighair" unterstützen, eine Glatze nicht als Problem, sondern als Chance zu sehen.
"Du hast ja ganz schöne Geheimratsecken" - dieser Satz einer Hair- und Make-up-Stylistin während eines Jobs sei für Stefan ein absoluter Schlag in die Magengrube gewesen.
"Das Model-Business ist ein relativ oberflächliches Geschäft und da musst du halt ein Stück weit perfekt sein."
Stefan ist 30 Jahre alt, er arbeitet unter anderem als Model und hat sich für eine Haartransplantation entschieden – nicht zuletzt, weil das Model-Business ein oberflächliches Geschäft sei, "wo du ein Stück perfekt sein musst", so Stefan. Er gibt aber auch zu, dass persönliche Eitelkeit eine Rolle gespielt habe.
Tabuthema Haarausfall
Stefan geht sehr offen mit dem Thema Haarausfall und -Transplantation um. Darüber spricht er auch in seinem Podcast "Auch ein guter Podcast!".
Er sei überrascht gewesen von den vielen Rückmeldungen von Männern, die sich bei ihm melden würden. Das Thema Haarausfall bei Männern werde sehr unterschätzt – auch was die psychischen Folgen angehe, Riesenstress, in seiner Branche auch Existenzängste, sagt Stefan.
"Das Thema ist wirklich unterschätzt, auch, was das psychisch mit einem machen kann. Das habe ich auch bei mir gemerkt. Unterbewusst macht man sich einen Megastress."
Die Transplantation hat Stefan nach reiflicher Überlegung und Vorbereitung in Istanbul durchführen lassen. Ungefähr 3000 Euro habe die Operation gekostet. Der Eingriff selbst habe sechs bis sieben Stunden gedauert. Anfangs werde die Kopfhaut betäubt, diese ersten zehn Minuten seien die schmerzvollsten gewesen, aber aushaltbar, sagt Stefan.
Die implantierten Haare, die meist am Hinterkopf entnommen werden, fangen in der Regel und bei erfolgreicher Behandlung und Pflege über die Monate an, wieder zu wachsen. Das vollständige Ergebnis sei dann nach circa zwölf bis vierzehn Monaten zu sehen, so Stefan.
Wirkungslose Werbeversprechen bei Haarausfall
Mit Haarausfall zu kämpfen hatte auch Christos. Unter dem Titel "wenighair" betreibt er im Netz eine Website, einen Blog, einen Podcast zum Thema und produziert auch Content für Youtube, Twitch und Instagram. Mit seinem Projekt möchte er Menschen helfen, eine Glatze nicht als Problem, sondern als Möglichkeit zu sehen.
Mit Anfang 20 fingen die ersten Haare an, bei ihm auszufallen. Damals sei er total verunsichert gewesen – auch, weil es in der Öffentlichkeit kaum Vorbilder gegeben habe. Suggeriert wurde vielmehr, etwas gegen Haarausfall, Geheimratsecken und Glatzen unternehmen zu können.
"Ich habe diverse Arzneistoffe ausprobiert, Biotin, Zink, Koffein, Shampoos. Und da habe ich auch relativ schnell gemerkt, dass das nichts gebracht hat."
Anfangs habe auch Christos versucht, mit Medikamenten, Koffein und Shampoos gegen den Haarausfall anzukämpfen. "Da habe ich relativ schnell gemerkt, dass das nichts gebracht hat", sagt er.
Christos habe auch über die Möglichkeit einer Haartransplantation nachgedacht, hatte aber nicht das nötige Geld und auch zu viele Bedenken. Und schließlich sei der Gedanke dann auch zunehmend verblasst. So perfekt wie eine Haartransplantation wirken könne, mit einem solchen Bild habe er sich nicht identifizieren können, sagt er.
Glatze - ein befreiendes Gefühl
Nach vielen Jahren des Grübelns und Herumexperimentierens trägt Christos heute ganz bewusst Glatze. Besonders in Erinnerung ist ihm noch, wie er anfangs ohne Haare auf die Straße gegangen ist, im Vorbeilaufen in ein Schaufenster geguckt hat und sein Spiegelbild zunächst als einen fremden Mann wahrgenommen habe, sagt er.
Das sei ein sehr eindringlicher und befreiender Moment gewesen. Plötzlich sei im klar geworden, wie sehr all die Jahre gegen sich gekämpft habe und dass er sich von nun an nicht mehr verstellen und verstecken müsse.
"Es war so befreiend, weil ich wusste, jeden Schritt, den ich jetzt weitergehe, da muss ich mich nicht mehr verstellen oder etwas verstecken."
Eine Glatze habe auch viele Vorteile, sagt Christos. Zum Beispiel gebe es keinen Bad-Hair-Day mehr, scherzt er. Vor allem aber sei sein Selbstbewusstsein gestiegen. Sich mit Hüten auszuprobieren, mit Schmuck und Brillenformen zu experimentieren, das habe er sich vorher nicht getraut.
Auch wollte er nicht mehr länger Opfer der Werbebranche sein. Mit Riesenbudgets würden Unsicherheiten geschaffen und zum Beispiel Glatzen als Problem dargestellt und die entsprechenden Lösungen geliefert. "Statt mich mit teuren Produkten oder Behandlungen abhängig zu machen, habe ich damit zu allem Nein gesagt", so Christos.
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- Stefan ist Model und spricht mit uns über seine Haartransplantation
- Christos trägt eine Glatze, seinen Haarausfall anzunehmen, war ein langer Prozess