Der Mensch ist um ein Vielfaches mobiler als alle Tiere auf der Erde zusammen. Das zeigt eine aktuelle Untersuchung. Sie vergleicht verschiedene Biomassetypen und ihre Bewegung in Gigatonnen-Kilometer pro Jahr.
Wie viel bewegen sich Mensch und Tiere weltweit im Vergleich? Und wie viel Biomasse der jeweiligen Gruppe kommt dabei in Bewegung? Dieser Frage hat sich ein internationales Team von Forschenden gestellt. Und das Ergebnis ist: Menschen bewegen jährlich mehr als das 40-Fache an körpereigener Biomasse – verglichen mit allen wildlebenden Landtieren, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Sabrina Loi. Auch habe sich die gesamte menschliche Biomasse seit 1850 etwa um das 40-Fache vergrößert.
4.000 Gigatonnen-Kilometer jährlich
Die Forschenden haben die Körpermasse von Menschen und Tieren genommen und mit der durchschnittlich zurückgelegten Distanz pro Jahr multipliziert. Das ergibt dann die Einheit "Gigatonnen-Kilometer" pro Jahr. Bei Menschen kommen rund 4.000 Gigatonnen-Kilometer pro Jahr zusammen. Und das ist mehr als das 40-Fache der Bewegung aller wildlebenden Landtiere, also von Säugetieren, Vögeln und Insekten zusammen. Diese bewegen nur rund 100 Gigatonnen-Kilometer jährlich.
"Tatsächlich bewegt die Menschheit auch zu Fuß mehr Masse durch die Gegend als alle wildlebenden Landtiere zusammen – sechs Mal so viel."
Das 40-Fache kommt zustande, weil die Forschenden alle Fortbewegungsarten mitgezählt haben: Zwei Drittel davon entfallen auf das Auto oder Motorrad, rund ein Fünftel auf Gehen oder Radfahren, zehn Prozent aufs Flugzeug und fünf Prozent auf die Bahn.
Weltweit legt jeder Mensch im Schnitt etwa 30 Kilometer pro Tag zurück. Wenn man das mit acht Milliarden Körpern à 54 Kilo multipliziert, kommt eine gewaltige Masse in Bewegung.
Die Zahl hat sich historisch betrachtet deutlich verändert. Zum einen, weil immer mehr Menschen auf der Erde leben – und durchschnittlich auch mehr wiegen. Außerdem hat die technische Entwicklung unsere Mobilität explosionsartig verstärkt, erklärt Sabrina Loi.
Beweglicher mit Motoren
Bei der Erfindung des Verbrennungsmotors ist das sogar wörtlich zu verstehen. Vor der Industriellen Revolution kam die Energie für menschliche Mobilität fast ausschließlich aus der Nahrung, also aus Muskelkraft – menschlicher oder tierischer. Nach Pferdekutschen und Ochsenkarren kamen dann Eisenbahn, Auto und Flugzeug. Fortbewegungsmittel, die überwiegend durch fossile Brennstoffe angetrieben werden.
"Die Forschenden schreiben, dass sich die Bewegung der menschlichen Biomasse seit 1850 um das 40-Fache gesteigert hat."
Im Ergebnis ist Mobilität heute fast so grundlegend für unsere Spezies, wie für Tiere das Wandern oder Jagen – aber auf einer völlig anderen energetischen und ökologischen Skala. "Heute verbraucht allein unsere Fortbewegung rund 30.000 Terawattstunden Energie pro Jahr", sagt Sabrina Loi. Das ist etwa ein Drittel des gesamten weltweiten Energieverbrauchs.
Die Bewegung tierischer Biomasse ist hingegen geringer geworden. Beispielsweise ist die Zahl der Gnus, Gazellen und Zebras, die jedes Jahr ihre Runden durch die Serengeti ziehen, geringer geworden. Und auch die Bewegung der Biomasse in den Ozeanen ist deutlich zurückgegangen – um 60 Prozent - durch Überfischung und Walfang. Während die Menschen also mobiler werden, bewegen sich viele Tierarten weniger, weil ihre Lebensräume schrumpfen oder die Masse, die in Bewegung kommen kann, nimmt ab, weil die Tiere dezimiert wurden.
