Die Bundesregierung will weniger Leerstand. Deshalb fördert sie jetzt den Kauf von alten Häusern mit einem billigen Kredit. Doch den bekommt nicht jeder. Philipp saniert schon ein altes Bauernhaus – ohne Geld von Staat, dafür mit viel Liebe.
Ein eigenes Haus – viele träumen davon, aber für Leute mit wenig Startkapital ist der Traum vom Eigenheim oft kaum erschwinglich. Dabei stehen gerade auf dem Land viele Häuser, die ein wenig in die Jahre gekommen sind, leer. Diesen Leerstand will die Bundesregierung mit dem neuen Förderprogramm "Jung kauft Alt" unter die Leute bringen. Wer so ein Haus kauft und saniert, bekommt im Gegenzug günstige Kredite.
Wie viel Arbeit in so einer baulichen Sanierung steckt, sollte man sich vorher aber klar machen: Das kostet Zeit und Geld – und auch Nerven, sagt Philipp, der vor gut zweieinhalb Jahren gemeinsam mit seiner Freundin ein altes Bauernhaus in seinem Heimatdorf gekauft hat und nun auf Vordermann bringt. "Lebensaufgabe" nennt er das Projekt, denn ihm ist klar, dass es noch viele Jahre in Anspruch nehmen wird, bis alles so ist, wie er es sich vorstellt.
"Ich kann mich gut an einen Moment erinnern, wo ich abends im Dunkeln auf der Flurtreppe saß und erst mal durchgeatmet habe und kurz davor war zu verzweifeln, weil ich nicht mehr wusste, wo oben und unten war."
Kabel verlegen, Wände verputzen, Türen lackieren – Philipp kennt sich inzwischen handwerklich in vielen Dingen so gut aus, dass er sich eine Menge Arbeit selbst zutraut. Und darauf ist er ziemlich stolz. "Eigentlich kann man das betrachten wie eine Ausbildung, so eine Renovierungsarbeit. Am Anfang hat man noch keine Ahnung von nichts", sagt er. Aber nach einer gewissen Zeit, lernt man dazu und es klappt.
Das ist es dann auch, was ihn immer wieder ansport, an dem Mammut-Projekt dranzubleiben: "Genau das macht es halt aus", findet er. "Man hat Freude daran, man sieht, dass etwas passiert, es geht voran. Und wenn man nach Hause kommt, ein schönes Zuhause, das man selber renoviert hat, wo man stolz darauf ist, das hilft fast jeden Tag."
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"Das darf man nicht vergessen bei so einem Projekt: Immer mal wieder eine Pause einlegen, zurückblicken und stolz auf das sein, was man schon erreicht hat."
Philipp kann viele Downs aufzählen – wenn Handwerker nicht kommen, wenn man plötzlich Schimmel im Haus entdeckt oder die Heizung kaputt geht – aber seine Freundin schafft es, ihn immer wieder aufzubauen. Dass er sich mit dem Hauskauf auch räumlich für lange Zeit an einen Ort bindet, stört ihn nicht. Im Gegenteil: Er mag seinen Heimatort, fühlt sich dort verwurzelt.
Obwohl er für einen Teil der Arbeit auch staatliche Förderung hätte bekommen können, stemmen er und seine Freundin das Projekt finanziell ohne diese Unterstützung. Denn staatliche Förderung ist meist an bestimmte Bedingungen geknüpft. In Philipps Fall wäre das eine höchstmögliche Dämmung der Außenfassade gewesen. Er wollte das alte Haus aber nicht "totsanieren". So hat er in Absprache mit einem Energieberater etwas weniger gedämmt und auf das Geld verzichtet.
Für wen sich ein Staatskredit lohnt
Auch für das neue staatliche Förderprogramm "Jung kauft Alt" gelten bestimmte Bedigungen: Es richtet sich an junge Familien ohne großes Einkommen. Und es zielt ab auf Gebäude mit den Effizienzklassen F, G und H, wie Lorena Jonas, Referentin für Energieeffizienz, Bauen und Wohnen beim Bundesverband der Verbraucherzentrale, erklärt. Diese Gebäude haben also einen sehr hohen Energieverbrauch, verursachen sehr hohe Energiekosten und klimaschädliche Emissionen.
"Also zunächst einmal muss man sagen, dass die Zielgruppe bei "Jung kauft Alt" sehr stark begrenzt ist: nämlich auf Familien mit mindestens einem Kind und mit einem geringen bis mittleren Einkommen."
Wer so ein Gebäude kauft und staatliches Geld in Anspruch nimmt, bekommt dann eine Sanierungsauflage. Innerhalb von viereinhalb Jahren muss die Energieeffizienz deutlich verbessert werden. Dafür gewährt der Staat eine Kreditsumme von maximal 150.000 Euro, die man mit 1,5 Prozent Zinsen abbezahlen kann.
Günstige Zinsen, dafür Auflagen vom Staat
"Das ist gegenüber den marktüblichen Zinsen von drei bis vier Prozent doch deutlich attraktiver", sagt Lorena Jonas. "Aber habe ich jetzt ein Gebäude ins Auge gefasst, das deutlich teurer ist, stellt sich dann natürlich gerade für junge Menschen die Frage, wie soll ich den Rest finanzieren?"
"Wahrscheinlich kommt diese Förderung eher für Gebäude in Frage, die zu den günstigeren gehören – in ländlichen Regionen, weil hier die Immobilienpreise niedriger sind als in Metropolregionen."
Bei einem alten Bestandsgebäude, gibt die Expertin zu bedenken, kommen früher oder später immer Sanierungskosten auf einen zu. Für diese Sanierungen gibt es auch andere Förderprojekte, die vielleicht besser passen, als "Jung kauft Alt".
Es gebe beispielsweise die BEG, die Bundesförderung für effiziente Gebäude: "Während 'Jung kauft Alt' eben den Kauf der alten Immobilie fördert, fördert die BEG die Sanierung."
Generell abraten würde Lorena Jonas vom Kauf eines sanierungsbedürftigen Gebäudes nicht. Ein Abriss und Neubau sei in der Regel klimaschädlicher als eine Sanierung. Aber es sei, wie beim Neukauf, eben eine "Frage des Geldbeutels". Und man müsse sich fragen, "ob die Förderlandschaft, wie sie gerade da ist, mich in dem Maße so unterstützt, wie es für meine eigenen finanziellen Möglichkeiten notwendig ist."
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