In "Flowers" feiert Miley Cyrus das Singledasein: Sie kauft sich selbst Blumen und geht alleine tanzen. Vielleicht geht es aber auch ein bisschen darum, ihrem Ex-Mann, dem Schauspieler Liam Hemsworth, eins auszuwischen. Es wäre nicht der erste Fall.
Hat Miley Cyrus eine versteckte Nachricht in den Text von "Flowers" eingebaut, die nur wenige verstehen können oder sollen? Und passiert sowas eigentlich häufiger, dass in Popsongs vielleicht mehr drinsteckt, als sie vorgeben?
Ja und ja, sagt Lena Korbjun aus der Deutschlandfunk-Nova-Musikredaktion. Es beginnt schon mit dem Datum der Veröffentlichung: Der 14. Januar, an dem Miley Cyrus ihre Singlehymne herausbringt, ist ausgerechnet der Geburtstag ihres Ex-Manns Liam Hemsworth. Wohl kaum ein Zufall.
Das "brennende Haus"
In den ersten Zeilen von "Flowers" geht es um eine Liebe, die kaputt geht. Damit könnte Miley noch so ziemlich jeden Ex meinen, da gibt es noch ein paar andere. Danach singt sie über ein in Flammen aufgegangenes Haus. Das könnte ein gut platzierter Hinweis sein, denn 2018 – nach Buschfeuern in Malibu – schrieb Miley auf Social Media: "Ich bin froh, dass Liam es aus unserem brennenden Haus geschafft hat."
"Versteckte Nachrichten an Menschen in Songs regen die Öffentlichkeit schon immer zum Spekulieren an."
Versteckte Nachrichten an Menschen in Songs regen die Öffentlichkeit schon immer zum Spekulieren an. Anderes Beispiel: das Album "Lemonade" von Beyonce 2016. Sie singt ausführlich davon, wie sie von Ehemann Jay Z betrogen wurde. Dessen Geliebte im Song wird als "Becky mit den schönen Haaren" bezeichnet. Seitdem rätselt die Musikwelt, ob es diese Frau wirklich gibt und wer sie ist.
Beyonce und Justin Timberlake
Und 15 Jahre nach "Cry me a River" machte Justin Timberlake in einer Doku klar, dass er dieses Lied tatsächlich über Britney Spears geschrieben hat, nachdem sie ihn betrogen hat. Bis dahin rankten sich wilde Theorien um den Song.
Doch warum schreiben Miley Cyrus, Beyonce und Justin Timberlake dann nicht direkt über die Person, die sie meinen? Weil es einfach oft besser ist, den Text kryptisch zu halten, sagt der Sänger und Songwriter Chris James.
"Manchmal ist es besser, es kryptisch zu halten, weil man einfach eine andere Person verletzt, wenn man das veröffentlicht. Ich finde, damit muss man einfach vorsichtig sein."
Wenn man sich als Künstler*in auf ein Podest stelle, gebe man der anderen Person ja auch nicht die Möglichkeit, sich auf das Gesagte zurückzumelden.
Niemanden an den Pranger stellen
Außerdem komme es beim Songschreiben eben besonders stark darauf an, dass sich möglichst viele Menschen mit dem Song identifizieren können. Dann wird der Song mehr gehört, als wenn er zu konkret ist. Songtexte finden also idealerweise eine Ausgewogenheit zwischen spezifischer Situation, in die wir uns hineinversetzen können, und Allgemeingültigkeit.
Taylor Swift und der doppelte Boden
Taylor Swift zum Beispiel hat es geschafft, viele ihrer prominenten Ex-Partner wie Harry Styles, Joe Jonas oder Jake Gyllenhaal in Songs zu verarbeiten. Damit hat sie wilde Spekulationen entfacht – gleichzeitig konnten sich aber trotzdem viele Fans auch allgemein mit den Songs identifizieren.
Das öffentliche Rätseln sorgt natürlich für Aufmerksamkeit und damit möglicherweise auch für einen größeren Erfolg des Songs, sagt DJ und Moderator Mike Litt.
"Rein promo- und werbetechnisch ist das nochmal ein Plus, wenn es solche Spekulationen um versteckte Botschaften gibt. Denn dadurch bleibt die Musik im Gespräch, dass macht sie spannend und dann fängt es ein bisschen an, in der Kasse zu klingeln."
Auch Chris James glaubt, dass versteckte Nachrichten nicht nur kopflos und rein emotional in Songs verarbeitet werden, sondern dass die Messages kalkuliert sind.
Gerade das Unbekannte sei aber ja auch wichtig, um einen guten Song zu schreiben. Wenn die Musiker die Hintergründe lückenlos aufklären, gehe etwas verloren und der Song verliere an Mystik. Das Schöne an Songs sei ja eben, dass man etwas zum Spekulieren hat.