Nagelstudios gibt es gefühlt an jeder Ecke und besonders beliebt sind Gel-Nägel. Gesundheitlich sind die aber durchaus bedenklich. Darum sollte man sie besser nur ab und zu tragen.

Ob bunt, mit Glitzer, Steinchen, spitz, eckig oder abgerundet – beim Nageldesign ist vieles möglich. Prinzipiell sollte jede(r) darauf achten, dass es dabei hygienisch zugeht. Die Chemikalien auf den Nägeln sind allerdings nicht gerade gesund.

Künstliche und modellierte Nägel: Die Risiken

Gelnägel werden aus einem speziellen Nagellack gemacht, der Komponenten enthält, die unter UV-Licht aushärten. Was auch häufig gemacht wird, sind Acrylnägel. Sie sind aus Kunststoff-Pulver, das zusammen mit einer Flüssigkeit erst zu einer dicken Masse wird, damit werden die Nägel modelliert und in jegliche Länge und Form gebracht. Sie härten bei Raumtemperatur aus. Außerdem gibt es noch Nägel zum Aufkleben. Das sind die am weitesten verbreiteten Methoden.

Infektionen und Allergien möglich

Gegen Gel- oder Acrylnägel kann man Allergien entwickeln, beispielsweise gegen Acrylate. Das kann später im Leben schwierig werden, wenn man beispielsweise Prothesen braucht – oder einfach im Alltag, wenn man gerne bastelt.

Aufgeklebte Nägel sorgen außerdem womöglich für eine Pilz- oder bakterielle Infektion, sagt Dermatologin Christiane Bayerl. Sie leitet das Hauttumorzentrum der Helios Dr. Schmitt Kliniken in Wiesbaden.

"Was wir eben eindeutig wissen, ist, dass ein Nagel, der nicht mit Kunstnägeln, Nagellack und dergleichen versehen ist, weniger Keime aufweist, also halb so viele Keime wie ein geklebter Kunstnagel, Gelnagel oder Ähnliches."
Christiane Bayerl, Dermatologin

"Um die 2000er rum wurden ganz viele Studien veröffentlicht, wo man gesehen hat: Das Gesundheitspersonal in Krankenhäusern kann mit Kunstnägeln Infektionen bei Patient*innen verursachen", erklärt Nova- Reporterin Julia Demann. Deshalb steht in der Leitlinie zur Händehygiene, dass Gesundheitspersonal in Kliniken keine künstlichen Nägel tragen sollte.

Keime an den Nägeln und sonstwo

Es kann einem auch passieren, dass man sich selbst mit den Keimen der Nägel an einer anderen Körperstelle infiziert – etwa an den Augen, erklärt die Dermatologin.

"Wir fummeln ja den ganzen Tag mit unseren Fingern am Körper herum und eben häufig auch in der Augenumgebung. Und da ist das Bewusstsein bei unseren Patienten gar nicht da."
Christiane Bayerl, Dermatologin

In der Diskussion ist auch immer wieder, ob die UV-Lampen aus dem Nagelstudio Hautkrebs auslösen können. "Wenn man sich große Übersichtsstudien anschaut, kommt man eigentlich zu dem Ergebnis: Das Hautkrebsrisiko ist geringfügig erhöht", sagt Nova-Reporterin Julia Demann.

Trotzdem empfehlen Hautärzte, Sonnencreme auf die Hand aufzutragen, wenn man sich die Nägel machen lässt. Es gibt inzwischen aber auch Geräte, die den Nagellack mit LEDs aushärten, dann ist das nicht nötig.

Gesundheitsrisiken minimieren

Wer die Risiken kennt, kann versuchen, sie zu minimieren: Indem man beispielsweise die Nägel nicht so lange trägt. Und nicht ständig auf Kunstnägel setzt. Auch wenn der Nagel nach dem Ablösen der Kunstnägel besonders unschön aussieht und gerade das natürlich dazu verleitet, weiterzumachen.

Die Dermatologin ist nicht komplett gegen Kunstnägel. Sie empfiehlt aber: nur zu besonderen Anlässen ins Nagelstudio gehen, ansonsten lieber auf die eignen Nägel setzen.

"Kunstnagel kleben für ein paar Wochen, da sehe ich gar kein Problem, aber dann auch wieder die Nägel entwöhnen."
Christiane Bayerl, Dermatologin
Shownotes
Nageldesign
So schädlich sind Gelnägel
vom 06. Juni 2024
Moderatorin: 
Tina Howard
Gesprächspartnerin: 
Julia Demann, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin