Vor der israelischen Bodenoffensive bemüht sich die Diplomatie. Vermittler zu finden ist schwer, sagt Christian Mölling von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. Regionalmächte wie der Iran oder Syrien verfolgen eigene Interessen. Und auch die Hamas hat ein Ziel, nämlich "Israel von der Landkarte tilgen", so der Politikwissenschaftler.

Israel und der gesamte Nahe Osten stehen momentan im Mittelpunkt intensiver diplomatischer Bemühungen. Noch am Aussichtsreichsten dabei seien die Anstrengungen der USA, ist Christian Mölling von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik überzeugt. Die diplomatischen Verbindungen der USA in die Region seien immer noch sehr stark, die Israelis vertrauen ihnen.

"Diejenigen, die am meisten Einfluss in der Region haben, und denen auch die Israelis vertrauen, sind sicherlich die USA."
Christian Mölling, Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik

Die Europäische Union hingegen werde allein schon wegen des umfangreichen internen Abstimmungsbedarfs auf die Schnelle in diesem Konflikt nicht vermitteln können.

Die Rolle der Unterhändler

Direkt mir der Hamas werden die USA dabei aber sicherlich nicht verhandeln, sagt Christian Mölling. "Das dürfte gegen deren Staatsdoktrin sein." Hier kämen dann Unterhändler und andere Staaten ins Spiel.

"Die Hamas ist eine Terrororganisation, die Israel von der Landkarte tilgen will. Das ist das offizielle Ziel."
Christian Mölling, Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik

Ägypten und die Türkei beispielsweise haben Kontakte zur Hamas, auch zur Hisbollah, zum Iran. Diese Hebel müsse man in Bewegung setzen. Dabei gehe es aber nicht "um ein freundliches Händeschütteln", so Christian Mölling. Sondern darum, den Akteuren klar zu machen, "dass, auch wenn sie nicht direkt involviert sind, weil sie nicht den Abzug drücken, die Kosten einer Erweiterung dieses Konfliktes für sie enorm sein könnten." Besonders gelte das für den Iran.

Hamas als eigenständiger Akteur

Den großangelegten Terrorangriff auf Israel am 7.10.2023 habe die Hamas recht selbstständig geplant und durchgeführt, davon gehen die israelischen Sicherheitsorgane aus, sagt Christian Mölling. Insofern hat Diplomatie auch ihre Grenzen. Die Hamas verfolge eigenständige Ziele, nämlich die Vernichtung Israels.

"Es darf nicht das Bild entstehen, dass die Hamas eine Marionette ist."
Christian Mölling, Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik

Der Iran und Syrien hätten aber unterstützend gewirkt, Gewalt gesät und die Hamas überhaupt in die Lage versetzt, zu agieren. Damit wolle man auch den Friedensprozess torpedieren, den Israel und einige arabische Staaten begonnen hatten. Letztlich gehe es um die Vormachtstellung und den Machterhalt im Nahen und Mittleren Osten. Mit diesem Ziel fördere gerade der Iran seit langem die Terrororganisationen in der Region.

Shownotes
Angriff auf Israel
Was kann Diplomatie im Nahost-Krieg erreichen?
vom 17. Oktober 2023
Moderation: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Christian Mölling, Politologe, Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik