Wissen wir alle: Grünzeug essen ist gut für uns. Aber müssen es gleich 30 verschiedene Pflanzensorten pro Woche sein? Das zumindest ist ein neuer Ernährungstrend. Ob der uns wirklich gesünder macht und was wissenschaftlich dahintersteckt.
Die Theorie der 30 Pflanzen pro Woche geht zurück auf eine Studie des "American Gut Projects" von 2018. Dabei kam raus: Menschen, die mindestens 30 verschiedene Pflanzen pro Woche aßen, hatten mehr unterschiedliche Bakterien im Darm als Menschen, die nur etwa zehn verschiedene Pflanzen gegessen hatten.
Wichtig: Anzahl der Bakterien im Darm
Und eine hohe Anzahl verschiedener Bakterien ist wichtig, das wird in der Forschung immer deutlicher, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Julia Demann: "Artenvielfalt im Mikrobiom ist gut für uns, weil sie offenbar einen Einfluss auf unsere Gesundheit hat."
Diese Studie sei ein weiterer Baustein in der Mikrobiomforschung, mehr aber auch nicht, sagt Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Es sind erste Erkenntnisse, aber man habe keine Zusammenhänge, und es lasse sich keine Dosis-Wirkungs-Beziehung herstellen.
"Es ist einfach nur, dass man feststellt: Wenn sehr viele Pflanzen verzehrt werden, dann ist der Trend beziehungsweise das Ergebnis: Das Mikrobiom profitiert davon."
Und das ist auch plausibel, erklärt unsere Reporterin: "Denn die Bakterien in unserem Darm können Teile von Pflanzen verdauen, die wir nicht verdauen können, und machen daraus Stoffwechselprodukte, die uns guttun."
Vorteile, wenn man unterschiedliche Pflanzen isst
Es hat also durchaus Vorteile, unterschiedliche Sorten an Obst, Getreide, Hülsenfrüchte und Gemüse zu essen: Sie haben verschiedene Ballaststoffe, die unterschiedliche Bakterien gedeihen lassen, und die wiederum sorgen für Stoffwechselprodukte, die sich positiv auf unseren Körper auswirken. Das war auch das Hauptaugenmerk dieser Studie, sagt Julia Demann. Es gibt aber noch weitere Vorteile, verschiedene Pflanzen zu essen: "Brokkoli enthält beispielsweise viel Vitamin C, eine Möhre dafür viel Betacarotin, Haferflocken haben Eisen und Linsen haben Eiweiß."
"Wir bekommen viele unterschiedliche Vitamine, Mineralien und Nährstoffe, wenn wir unterschiedliche Pflanzen essen."
Selbst Kaffee zählt mit zur 30-Pflanzen-Challenge
Bei der 30-Pflanzen-Challenge geht es also nicht nur um klassisches Obst und Gemüse, sondern auch um Nüsse oder Hülsenfrüchte. Selbst Kaffee zählt zu diesen 30 Pflanzen. "Für jede 'neue' Pflanze, die du in der Woche isst, gibt es einen Punkt – manche zählen sogar verschiedene Sorten von Äpfeln als verschiedene Pflanzen oder verschiedene Farben wie bei der Paprika", erklärt Julia Demann.
Damit ist die Challenge auch gar nicht so weit von der Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung entfernt. Diese rät dazu, vor allem pflanzliche Lebensmittel zu essen: fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag sowie Vollkorngetreide und Hülsenfrüchte.
"Ich war nach drei Tagen schon bei 30 Pflanzen. Aber es ist auch Auslegungssache: Zähle ich den Erdbeerkuchen dazu oder gilt der nicht, weil es Kuchen ist?"
Antje Gahl warnt vor dem Umkehrschluss, dass man nicht gesund bleibt, wenn man diese 30 Pflanzen pro Woche nicht isst. "Das sollte sicherlich nicht die Botschaft sein. Sondern die Botschaft sollte sein: Esst ausgewogen, esst abwechslungsreich und esst viele pflanzliche Lebensmittel."
Auch unsere Reporterin findet, es gehe darum, ein Gefühl für Vielfalt und Variation bei pflanzlichen Nahrungsmitteln zu bekommen. "Wenn einem so eine Challenge oder ein Kochbuch hilft: Go for it, aber wenn es zwanghaft wird, sollte man das lieber lassen", sagt sie.