Shampoo, Cremes, Lippenstift – viele von uns nutzen täglich Kosmetikprodukte. Wie genau die hergestellt werden, darüber machen sich nicht alle Gedanken. Dabei steckt häufig Kinderarbeit dahinter. Worauf ihr beim Drogerie-Einkauf achten könnt.
Kinderarbeit ist vor allem ein Problem in der Landwirtschaft. Viele Stoffe in Kosmetikartikeln kommen aus diesem Bereich. Die NGO World Vision nennt sechs Zutaten für Kosmetikprodukte, die ein hohes Risiko haben, mit Kinderarbeit behaftet zu sein: Palmöl, Kakao, Vanille, Shea, Kupfer und Mica. Beim Rohstoff Mica handelt es sich um ein Mineral, das Kosmetik zum Glitzern bringt – und es gilt als besonders problematisch.
Viel Kinderarbeit in Mica-Minen
Berichten verschiedener NGOs zufolge ist dieser Rohstoff besonders oft mit Kinderarbeit verknüpft. Die Steinbrocken, die an manchen Stellen glänzen, werden unter gefährlichen Bedingungen abgebaut, sagt Barbara Küppers von Terre des Hommes: "Die Familien graben Löcher in den porösen Boden, die bis zu 20 Meter tief sind, und gehen dann da rein, tatsächlich auf ganz einfachen Leitern, und schürfen dieses Mica."
"Das ist extrem gefährlich, weil die Löcher ohne jegliche Absicherung sehr oft einstürzen. Da kommt es zu tödlichen Unfällen, auch mit Kindern."
Das Problem: Verbraucherinnen und Verbraucher haben kaum Möglichkeiten nachzuvollziehen, woher das Mica kommt und ob Kinderarbeit dahinter steckt oder nicht. Das liegt daran, dass das Mineral im Nordosten Indiens illegal abgebaut wird, erklärt Barbara Küppers: "Das bedeutet, dass die Familien, die da Mica schürfen, das illegal tun. Das tun sie, weil sie überhaupt keine Alternative haben, da gibt es keine andere Einkommensmöglichkeit. Und die ganze Lieferkette ist voll mit Korruption, die verschleiern will, dass dieses Mica aus diesen illegalen Gebieten kommt."
Kosmetikfirmen kontrollieren nicht ausreichend
Ein weiteres Problem ist, dass die großen Kosmetikfirmen ihrer Verantwortung, die Lieferketten gut unter Kontrolle zu haben, nicht wirklich nachkommen, sagt unsere Reporterin Melisa Gürleyen. Das hat zuletzt auch eine BBC-Recherche bestätigt, die sich mit der Parfumindustrie beschäftigt hat.
Dabei haben BBC-Reporter in Ägypten eine Mutter mit ihren drei Kindern, zwischen fünf und 15 Jahren, bei der Jasmin-Ernte begleitet. Die Pflanze Jasmin muss in der Nacht gepflückt werden, weil die Sonne die Blüten schädigt. Kinder unter 15 Jahren zu solchen Zeiten arbeiten zu lassen, ist in Ägypten illegal – wird laut BBC-Recherche aber trotzdem gemacht.
Die Blüten würden zum Beispiel bei Produkten von Estée Lauder oder bei der Parfummarke Lancôme, die zu L'Oréal gehört, landen. Also Unternehmen, die im Jahr 2023 zusammengerechnet etwa 45 Milliarden Euro Nettoumsatz gemacht haben.
Die Unternehmen sagen, sie würden Kinderarbeit nicht tolerieren. L'Oréal erklärte, man habe sich zur Achtung der Menschenrechte verpflichtet. "Nach dieser BBC-Recherche haben sie wohl ihre Lieferanten kontaktiert", sagt Melisa Gürleyen.
Kinderarbeit: Nur leichter Rückgang in Sicht
2021 haben laut UN-Kinderhilfswerk Unicef rund 160 Millionen Kinder zwischen fünf und 17 Jahren Kinderarbeit ausgeübt. Die Weltgemeinschaft hatte sich eigentlich dazu verpflichtet, Kinderarbeit bis 2025 in jeglicher Form zu beenden. Danach sieht es Stand jetzt aber nicht aus. Laut der NGO World Vision ist es wahrscheinlich, dass 2025 noch immer 140 Millionen Kinder arbeiten müssen.
Auf Kosmetikprodukten stehen mittlerweile häufig die Begriffe "bio" oder"cruelty-free", also frei von Grausamkeit. Allerdings schließt das Kinderarbeit nicht aus. Das Fairtrade-Siegel sei eine der sichersten Banken, sagt Barbara Küppers von World Vision.
"Sie können generell zu Produkten aus fairem Handel greifen. Da ist man zumindest bei den Produkten sicher, dass die Arbeitsbedingungen fair sind."
Grundsätzlich sehen die NGOs aber eindeutig die Unternehmen in der Verantwortung, dafür zu sorgen, dass ihre Produkte frei von Kinderarbeit bleiben.