Krisen verändern unseren Umgang mit Information. Die Corona-Krise hat das ganz besonders getan. Zum Beispiel ist die Wissenschaft offener und zugänglicher geworden – mit Vor- und mit Nachteilen. Und wir haben uns mehr mit Fake News auseinandersetzen müssen. Die Meteorologin und Informationswissenschaftlerin Claudia Frick und der Informationswissenschaftler Stefan Dreisiebner haben diese Entwicklungen analysiert.

Es wurde noch nie so viel öffentlich über Wissenschaft diskutiert wie in Zeiten der Corona-Pandemie – das kann man wohl guten Gewissens behaupten. Forschende wurden plötzlich zu Medienstars, andere zu Hassfiguren. Preprints von Studien, die uns früher nicht die Bohne interessiert hätten, waren plötzlich spannender Gesprächsstoff. Und viele von uns wurden plötzlich zu kleinen Virologen und Immunologinnen.

"Ich würde gerne herausfinden, wie Open Science nicht nur interne Wissenschaftskommunikation zwischen Forschenden verändert, sondern auch Hand in Hand mit externer Wissenschaftskommunikation dem gesellschaftlichen Bild von Wissenschaft mehr Tiefe verleihen kann."
Claudia Frick, Meteorologin und Informationswissenschaftlerin

Wissenschaft ist in der Pandemie offener geworden, beobachtet auch Claudia Frick, Professorin für Informationsdienstleistungen und Wissenschaftskommunikation an der TH Köln. Als grundsätzliche Befürworterin von Open Science – sie selbst betreibt Wissenschaftskommunikation etwa auch über Plattformen wie Twitch oder Youtube – begrüßt sie das, bemerkt aber auch Nachteile.

Der Fall Drosten habe zum Beispiel gezeigt, dass bei der externen Wissenschaftskommunikation noch Redebedarf besteht und sowohl Forschende als auch Öffentlichkeit noch einen Lernprozess vor sich haben.

"Wir haben viel Unsicherheiten (…) und Erkenntnisse ändern sich – und das Problem ist, dass Wissenschaft so eben funktioniert."
Claudia Frick, Meteorologin und Informationswissenschaftlerin

In ihrem Vortrag analysiert sie, wie interne und externe Wissenschaftskommunikation sich in den letzten Monaten verändert hat, wo die Probleme bei einer offenen Wissenschaft liegen und wie Open Science gut funktionieren könnte.

Krisen verändern unser Informationsverhalten

Auch der Grazer Informationswissenschaftler Stefan Dreisiebner befasst sich in seinem Vortrag mit Information und Kommunikation in der Krise, setzt aber eher bei uns, den Rezipientinnen an. In seiner Forschung hat er etwa beobachtet, dass unser Informationsbedürfnis in der Pandemie extrem zugenommen hat.

Die Vorträge:

Beide Vorträge stammen von der interdisziplinären Tagung "Wissenschaftskommunikation und Informationsverhalten in der Corona-Pandemie" der Uni Hildesheim am 2. Juli 2021 Eingeladen hatte das Forschungsteam des Projekts "Wissenschaftsvermittlung in der Informationskrise um die COVID-19-Pandemie" kurz WinCO.

Claudia Fricks Vortrag trägt den Titel "Wenn interne Wissenschaftskommunikation extern sichtbar wird". Stefan Dreisiebners Vortrag heißt "Informationsverhalten während Krisen: Mediennutzung, Zufriedenheit mit der Informationsversorgung und Umgang mit Fake News während der Covid-19-Pandemie im deutschsprachigen Raum" und basiert auf einer Untersuchung, die er gemeinsam mit Sophie März und Thomas Mandl von der Universität Hildesheim durchgeführt hat.

Shownotes
Open Science
Offenere Wissenschaft durch die Pandemie
vom 02. Oktober 2021
Moderation: 
Katrin Ohlendorf
Vortragende: 
Claudia Frick, Professorin für Informationsdienstleistungen und Wissenschaftskommunikation, TH Köln
Vortragender: 
Stefan Dreisiebner, Informationswissenschaftler, Uni Graz