Pfizer will AstraZeneca kaufen - um Steuern zu sparen und sich dessen potenzielle Umsatzbringer zu sichern. Wie die Pharmabranche funktioniert und warum es vor allem auf die Pipeline ankommt.
Der US-Pharmakonzern Pfizer will den britischen Rivalen AstraZeneca kaufen. Aktuelles Gebot: knapp 120 Milliarden Dollar. Auch wenn sich der Verwaltungsrat des Rivalen noch ziert - für Pfizer gibt es Einiges, was für die Übernahme spricht: Mit diesem Kauf könnte Pfizer zum einen jede Menge Steuern sparen, erklärt Wirtschaftsredakteur Andreas Kolbe. Der Hintergrund: Pfizer hat viel Geld im Ausland verdient, das auch im Ausland geparkt ist. Wenn der Konzern dieses Geld zurück in die USA holen würde, müsste er 40 Prozent Steuern zahlen. Beim Kauf eines ausländischen Unternehmens wie AstraZeneca würden diese Steuern entfallen. Außerdem plant Pfizer nach einem Kauf seinen Unternehmenssitz nach Großbritannien verlegen. Als britisches Unternehmen würden ebenfalls weniger Steuern fällig.
"Das wäre die größte Übernahme in der Geschichte Großbritanniens."
Der Hauptgrund für den Megadeal in der Pharmabranche ist aber ein anderer, erzählt Andreas Kolbe. AstraZeneca sei eines der wenigen Pharmaunternehmen, das eine sehr erfolgsversprechende Pipeline habe. Darunter versteht man eine Gruppe von Medikamenten, die noch nicht auf dem Markt sind, von der sich das Unternehmen sehr hohe Umsätze verspricht. Darunter ein Medikament, das gegen Lungenkrebs helfen soll und das jetzt in den ersten klinischen Studien ist. Schätzungen gehen von Umsätzen von bis zu drei Milliarden Dollar pro Jahr aus. Außerdem hat AstraZeneca noch Medikamente gegen Diabetes oder Asthma im Angebot.
Insgesamt kommt das Unternehmen auf ein Umsatzpotenzial von 45 Milliarden Dollar pro Jahr. Bei Pfizer sieht die Perspektive dagegen nicht so rosig aus, auch wenn das Unternehmen zurzeit der größte Pharmakonzern der Welt ist. Der Grund: Für einige Umsatzbringer des Marktführers ist der Patentschutz ausgelaufen, darunter ein sehr umsatzträchtiger Cholesterinsenker.
Grundsätzlich gilt in der Pharmabranche: Geld wird vor allem mit Medikamenten gegen Volkskrankheiten wie Krebs, Diabetes oder Bluthochdruck verdient. Die Kosten für klinische Studien sind in den vergangenen Jahren massiv gestiegen. Unternehmen setzen daher bei der Forschung vor allem auf Präparate, für die ein großer Markt vorhaben ist.