Wer monatelang in den ewigen, einsamen Weiten des Eises forscht, der kann schon mal einen Lagerkoller kriegen. Was die größten Herausforderungen für die Menschen auf einer Forschungsstation sind, weiß Eberhard Kohlberg, der den technischen Betrieb der Forschungsstation Neumayer III in der Antarktis koordiniert.
Ein Kartenspieler knallt die Karten auf den Tisch, sagt: "Ich habe die Nase voll", verschwindet in der Winternacht und wird nie wieder gesehen. So soll es sich in den 1960er-Jahren auf einer US-Forschungsstation in der Antarktis zugetragen haben.
Eberhard Kohlberg, der bereits zwei Mal in der Antarktis überwintert hat, hat so eine Situation zum Glück noch nicht erlebt. Klar, Höhen und Tiefen, die gibt es, sagt er, "aber nicht, dass man den Selbstmord begeht, indem man raus rennt und verschwindet."
"Das Limit ist manchmal ein bisschen niedriger hier, als man es vom zivilen Leben zu Hause gewöhnt ist, bei indem man viel mehr Abwechslung hat."
Die Zahnpastatube, Haare im Waschbecken oder auch, dass jemand das Funkgerät nicht zurück an seinen Platz räumt: Es sind häufig die kleinen Dinge des Lebens, bei denen man sich hier und da mal auf den Nerv geht, sagt Kohlberg. Meistens lässt sich das aber gut in den Griff kriegen.
Im Winter sind in der Regel neun Leute auf der Polarforschungsstation des Alfred-Wegner-Instituts, die auf circa 200 Meter dicken Schelfeis gelegen ist. Gegenüber der alten Neumayer-Station, ist Neumayer III um ein Vielfaches größer und komfortabler. Yoga, Gymnastik, Tischtennis und Billard und bei schönem Wetter auch mal eine Runde draußen Joggen - all das ist hier möglich.
Das Schöne nicht vergessen
Wer auf der Station arbeiten will, wird von Kohlberg mit ausgewählt. Zwei Aspekte sind besonders wichtig: Zum einen die fachliche Qualifikation und: "Wie ist das soziale Engagement, wie das soziale Umfeld? Da fragen wir schon relativ tief gehend, um uns ein Bild von der Persönlichkeit zu machen.“
Vor allem lässt sich für jeden Forscher sehr viel Schönes erleben so weit draußen in der Antarktis: "Wir haben im Winter die Polarlichter und das spannende ist, wenn auch nicht ganz ungefährlich, jeder Sturm, wo es an der Station rüttelt und schüttelt." Dazu die Landschaft, Eisberge, die in der Bucht liegen und vorbeitreiben und Luftspiegelungen, die diese doppelt so hoch erscheinen lassen.
"Das sind Eindrücke, die man sonst nirgendwo wieder erlebt"