Die Infektionskrankheit Polio ist zum letzten Mal 1990 in Deutschland ausgebrochen. Die Weltgesundheitsorganisation hat zwei der drei Virus-Typen als ausgerottet erklärt: Typ 1 gibt es aber weiterhin noch – vor allem in Afghanistan und Pakistan.

Die Infektionskrankheit Polio oder auch Kinderlähmung ist seit 1990 nicht mehr in Deutschland ausgebrochen. Aktuell ist die Krankheit, die zu schweren Lähmungen des Körpers führen kann, noch in Ländern ein Problem, die Angst vor dem Impfen haben.

In Pakistan oder Afghanistan zum Beispiel scheuen radikale Muslime das Impfen ihrer Kinder. Sie befürchten, andere Länder könnten ihre Kinder vergiften. Auch ist die Impfsituation in Kriegs- und Krisengebieten schwierig – dort wo Menschen ums Überleben kämpfen, ist Impfen zweitrangig.

Virus-Typ 1 existiert weiterhin

Völlig ausgerottet ist die Infektionskrankheit daher nicht. Denn: Eine Infektion mit dem Poliovirus ist durch drei Virus-Typen möglich. Davon ausgerottet sind Typ 2 und Typ 3. Letzteren hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Rahmen des Welt-Polio-Tages am 24. Oktober 2019 als offiziell ausgerottet erklärt.

Typ 1 gibt es weiterhin – vor allem eben in Pakistan und Afghanistan. Durch das Ausrotten von Typ 2 und 3 konnten laut der WHO 18 Millionen Kinder vor einer Lähmung geschützt werden.

"Die Weltgesundheitsorganisation sagt: Eine Bevölkerung ist nur sicher, wenn mindestens 95 Prozent der Menschen geimpft sind."
Ann-Kathrin Horn, Deutschlandfunk Nova

Für den besten Schutz aller Menschen eines Landes hat die WHO daher eine Impfrate von 95 Prozent festgelegt. Ist diese Quote erreicht, gelten die Menschen des Landes als geschützt. Laut des Robert-Koch-Instituts liegt die aktuelle Impfquote in Deutschland bei 92,9 Prozent – sie ist zurückgegangen.

Das Problem: Existiert das Virus weiterhin in anderen Teilen der Welt, können sich Menschen mit der Infektionskrankheit dort anstecken und das Virus so gegebenenfalls nach Deutschland bringen.

Kinder gegen Polio impfen und alle Menschen in Deutschland schützen

Daher werden in der Regel Babys und Kleinkinder gegen Polio geimpft – und das seit über sechzig Jahren in Deutschland. Mit dem Sechsfachimpfstoff wird gleichzeitig auch gegen Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten, Hirnhautentzündung und Hepatitis B geimpft. Im Alter zwischen neun und siebzehn Jahren wird die Impfung noch einmal aufgefrischt.

Aktuell ist die Polioimpfung eine Spritze mit Totimpfstoff, da dieser im Vergleich zum Lebendwirkstoff ungefährlicher ist, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Ann-Kathrin Horn.

"Was Polio angeht, fühlen wir uns sicher und denken vielleicht, dass es die Krankheit gar nicht mehr gibt. Aber das stimmt leider nicht."
Ann-Kathrin Horn, Deutschlandfunk Nova

Laut Robert-Koch-Institut würden sich viele Leute in Deutschland in falscher Sicherheit wiegen. Das liege unter anderem daran, dass viele die Krankheit nicht mehr aus eigener Erfahrung kennen. Die letzten großen deutschlandweiten Polio-Epidemien gab es 1953 und 1954.

Informationen zur Polio-Impfung gibt es hier.

Shownotes
Kinderlähmung
Zweiter Polio-Typ ausgerottet – bleibt noch einer
vom 24. Oktober 2019
Moderator: 
Markus Dichmann
Gesprächspartnerin: 
Ann-Kathrin Horn, Deutschlandfunk-Nova-Wissensnachrichten