Der Erfolg eines Protestes bemisst sich nicht nur danach, ob die eigentlichen Forderungen auch umgesetzt werden. Der Widerstand gegen Stuttgart 21 hat trotz Niederlage die deutsche Gesellschaft verändert.

Das Demonstrationsrecht in Deutschland ist im Artikel 8 des Grundgesetztes verankert. Wie man am besten vorgeht, um damit maximalen Ertrag zu erzielen, sagt uns Martin Kauz, taz-Redakteur für soziale Bewegungen und Protest, der sich intensiv mit der Geschichte der Protestbewegung in der Bundesrepublik beschäftigt. Unvergleichlich sind nach wie vor die Montagsdemonstrationen in Leipzig in der DDR, die entscheidend zum friedlichen Verlauf der Revolution beigetragen haben.

Montagsdemo Leipzig
© dpa
Teilnehmern einer Demonstration in der DDR in Leipzig am 23.10.1989 für mehr Demokratie

Allerdings fanden die Demos in einer Diktatur statt und haben einen anderen Stellenwert, als heutige Proteste.
Generell kann die Wirkung einer Demo an dem Aufwand abgelesen werden, mit dem sie verhindert oder eingeschränkt werden soll. Dementsprechend ist bei den aktuellen Protesten rund um Elmau die Wirkmacht sehr groß. Zudem haben Demos auch für die Demonstranten selbst eine besondere Bedeutung, um sich im politischen
System zu verorten.

Protest gegen Stuttgart 21 hat deutsche Gesellschaft verändert

In Stuttgart ist nach Stuttgart 21 zum Beispiel eine neue Bürgerschaft entstanden, obwohl der eigentliche Protest keinen Erfolg gebracht hat.

“Die Stadtgesellschaft in Stuttgart hat neuen Schwung nach über 60 Jahren.“
Martin Kauz, taz-Redakteur für soziale Bewegungen und Protest

Was aber bleibt, ist eine veränderte deutsche Gesellschaft, da bei zukünftigen Projekten von solchen Dimensionen wie in Stuttgart wohl öfter darüber nachgedacht werden wird, die Bevölkerung im Vorfeld an der Entscheidungsfindung partizipieren zu lassen.

Shownotes
Protestkultur
How to protest
vom 04. Juni 2015
Moderatorin: 
Verena von Keitz
Gesprächspartner: 
Martin Kaul