Viele Russen sind gegen den Faschismus. Und sie haben etwas gegen Ausländer und Homosexuelle. Hä? Das ist in Russland nicht unbedingt ein Widerspruch, erklärt der Journalist Olaf Sundermeyer.
In der Ukraine-Krise bezeichnen russische Medien und auch Wladimir Putin selbst die Übergangsregierung in Kiew häufig als faschistisch. Damit beziehen sie sich vor allem auf die Rechtsradikalen, die es in der ukrainischen Regierung gibt und auch auf Organisationen wie den "Rechten Sektor" im Westen des Landes. Allerdings: "Putin instrumentalisiert die Rechtsextremen in der Ukraine für die eigenen Ziele," erklärt der Journalist Olaf Sundermeyer.
Denn gegen die Rechtsextremen in Russland selbst unternimmt Putin wenig. Im Gegenteil, der Kreml bediene diese Einstellungen, so Sundermeyer. "Es gibt sehr viele Menschen in Russland, die Chauvinismus, Nationalismus und Rassismus gut finden. Die beurteilen das nichts als rechts. Der Sieg über Hitler-Deutschland ist identitätsstiftend." Für viele Russen sei es kein Widerspruch, Migranten zu hassen und gegen Faschismus zu sein.
"Die Mehrheit der Russen lehnt Migranten ab. Sie wollen ein Russland nur für Russen, aber sie bekennen sich nicht zum Hitlerfaschismus."
"Es gibt eine sehr starke subkulturelle rechte Szene in Russland, die gewalttätig und gegen Ausländer und Linke ist," sagt Olaf Sundermeyer. Immer wieder komme es zu kleinen Pogromen, die der Kreml stillschweigend dulde. In den letzten zehn Jahren seien über 500 Menschen durch Rechtsextreme getötet worden.
Putins gute Kontakte zu rechten Parteien in Europa
Außerdem: Putin hat gute Kontakte zu rechten Parteien in Europa, daher wurden Vertreter des französischen Front National, der Goldenen Morgenröte aus Griechenland oder des ungarischen Jobbik durch Kreml-Vertreter empfangen. Diese Rechten treten im russischen Fernsehen auf, verbreiten antieuropäische Statements und unterstützen Putins Politik.