Viele Termine und wenig Zeit: Wer seinen Kalender überfüllt und später leidet, kennt den Yes-Damn-Effect schon. Neurowissenschaftler Hennig Beck erklärt, wie es dazu kommt.
Die Zusage fällt noch leicht. Ganz plötzlich ist der Termin dann aber da und mit ihm das Bedauern, überhaupt zugesagt zu haben. Dieses typische Verhalten hat einen Namen: Yes-Damn-Effekt. Wir können unsere Vorstellung von Selbstempfindung nicht in die Zukunft richten, erklärt Neurowissenschaftler Henning Beck. Wir tun so, als wäre unser zukünftiges Ich jemand anderes.
"Wir verarbeiten unser zukünftiges Ich im Gehirn wie eine komplett fremde Person."
Dieses Verhalten sei allen Menschen ein bisschen angeboren, sagt Henning Beck. Es könne zur Gewohnheit werden und sich verstärken. Dann könne der Bezug zu Planungssicherheit verloren gehen und auch die Fähigkeit, sich die Zukunft sinnvoll vorzustellen. Letztendlich gehe es uns immer darum, uns im Hier und Jetzt gut zu finden. Und in der Zukunft? Die sei uns meistens erst einmal egal, findet Henning Beck.
Vorstellungskraft als Gegenmittel
Doch mit der eigenen Vorstellungskraft lasse sich dem Yes-Damn-Effekt effektiv begegnen. Zu versuchen, den Termin oder die Aufgabe gedanklich in die Gegenwart zu holen, könne helfen, die Zahl der Verbindlichkeiten und zukünftiges Bedauern zu mindern.
"Also immer sich überlegen: Wie wäre das jetzt in der Gegenwart? Wie würde ich jetzt mich dazu verhalten?"
Dabei ist der Yes-Damn-Effekt etwas Anderes als das klassische Prokrastinieren. "Beim Prokrastinieren verschiebe ich ein aktuelles Problem in die Zukunft", erklärt Henning Beck. Zwar trauen wir uns also auch beim Aufschieben in Zukunft mehr zu als heute in der Gegenwart. Beim Yes-Damn-Effekt planen wir aber von Grund auf mit zu vielen Einzelereignissen, die in der Zukunft stattfinden.