Die Wohnungstür fällt zu, der Schlüssel ist drinnen – und ihr habt keinen Ersatzschlüssel beim Nachbarn deponiert. Oder der ist im Urlaub. Ein Schlüsseldienst kann richtig teuer werden. Der ADAC will das jetzt ändern.
In einigen Großstädten gibt es das Angebot schon, jetzt aber soll der Brancheneinstieg im großen Stil erfolgen. Der ADAC will der erste Schlüsseldienst werden, der deutschlandweit unterwegs ist. Und: Die Dienstleistung soll auch Leuten zur Verfügung stehen, die nicht ADAC-Mitglied sind.
Der ADAC ist schon länger kein reiner Automobilclub mehr. Unter dem Schlagwort "Hilfe in Notlagen" ist eine Art Neuausrichtung zu erkennen: Der größte Verkehrsclub Europas mit Sitz in München hilft unter anderem bei Autopannen, Fahrradpannen oder bietet Auslandsreisenden eine Gesundheitsberatung per App an.
"Wir haben schon vor längerer Zeit festgestellt, dass Hilfeleistungen in den Bereichen Zuhause und Gesundheit erwünscht sind. Und hier haben wir uns entsprechend aufgestellt."
Der Schlüsseldienst-Markt bekommt also einen ziemlich großen neuen Player. Die Branche ist als Abzockerbranche verschrien – dafür gibt es einige Anhaltspunkte: Die Verbraucherzentralen berichten immer wieder über Schlüsseldienste, die sehr viel Geld verlangen - teilweise 600, 700 oder 800 Euro. Und es ist nicht transparent, wie diese Preise zustande kommen.
Es gibt Gerichtsurteile zu dubiosen Firmen, die mit dieser Abzocke Millionen gemacht haben. Für die Unternehmen, die wirklich seriös arbeiten – denn die gibt es auch – ist dieses Image schädlich.
Vorsicht vor Abzocke
Die Verbraucherzentralen raten, schon bei der Suche vorsichtig zu sein:
- Wenn nur eine Telefonnummer und weder Anschrift noch Registerinformationen angegeben sind: nicht anrufen
- Am besten einen Dienst wählen, der vor Ort auch ein Büro hat
- Beim Anruf genau absprechen, was gemacht werden soll und was nicht
- Schon beim Anruf einen Festpreis aushandeln und eine Rechnung fordern
- Nicht bar vor Ort zahlen
Ein seriöser Schlüsselnotdienst wird übrigens von euch wissen wollen, ob ihr überhaupt zugangsberechtigt seid. Es ist also in Ordnung, wenn sich die/der Mitarbeitende die Anschrift in eurem Ausweis zeigen lässt (sofern der nicht auch eingeschlossen wurde).
Was darf ein seriöser Schlüsseldienst kosten?
Für Profis, die das jeden Tag machen, ist es nicht aufwendig, eine Tür zu öffnen – oft ist das eine Sache von wenigen Minuten. Dann kommt die Anfahrt dazu und vielleicht ein Nachtzuschlag. Mehr als 100 Euro sollte das an einem normalen Werktag nicht kosten, sagt die Verbraucherzentrale. 600 bis 800 Euro sind also völlig fern jeder Realität – und nicht erlaubt: Der Bundesgerichtshof hat 2020 festgestellt: Schlüsselnotdienste, die die Notsituation von Verbrauchern ausnutzen und sehr hohe Rechnungsbeträge fordern, betreiben Wucher.
Der ADAC bietet Festpreise an: An Werktagen beträgt der Grundpreis 95 Euro inklusive An- und Abfahrt, nachts und am Wochenende knapp 170 Euro. Das Ganze geht immer auf Rechnung.
Trotzdem: Es kann auch Schlüsseldienste geben – gerade in Großstädten, wo die Konkurrenz größer ist als auf dem Land – die günstiger und/oder schneller vor Ort sind als der ADAC.
Fortbildungen für ADAC-Mitarbeitende
Um in den einzelnen Städten genug Mitarbeitende für die Türschloss-Serviceflotte parat zu haben, macht der ADAC zwei Dinge:
- Die Automechaniker des ADAC, die sogenannten "Gelben Engel", bekommen Fortbildungen, die sie auch zu Schlüsseldienst-Profis machen.
- Der ADAC arbeitet bei schwereren Fällen mit lokalen Schlüsseldiensten zusammen.
"Bei komplizierteren Geschichten und bei erschwerten Türöffnungen arbeiten wir immer mit lokalen Betrieben zusammen. Insofern ist das eher ein Zusammenspiel als ein Gegeneinander."