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Für viele Serben ist die Schlacht auf dem Amselfeld vom Juni 1389 ein wichtiger Mythos. Serbische Nationalisten leiten daraus Ansprüche Serbiens auf die Kosovo-Region ab. In einer Rede im Jahr 1989 bezieht sich Slobodan Milošević, damaliger Präsident der Sozialistischen Republik Serbien, auf diese Schlacht und facht damit die Nationalitätenkonflikte auf dem Balkan an. Das mündet in vier Jugoslawienkriege, die zwischen 1991 und 1999 auf dem Balkan stattfinden.

Im Juni 1389 stehen sich auf dem Amselfeld im Kosovo Truppen des türkischen Sultans Murad I. und einer serbisch, bosnisch, albanischen Koalitionsarmee unter Führung des Fürsten Lazar Hrebeljanovic und Vuc Brankovic gegenüber.

Der Hintergrund des Konfliktes ist die Absicht der Osmanen, ihr Reich auf dem Balkan zu etablieren. Dem stehen die unabhängigen orthodox-christlichen Balkanreiche entgegen. Sultan Murad I. versucht, die serbischen Fürstentümer zu unterwerfen, um danach den Weg zur Übernahme des Restes des Byzantinischen Reichs mit der Hauptstadt Konstantinopel frei zu haben.

"Für die meisten Serben war diese Schlacht eine Schlacht auf mythischem Boden, wo die alten orthodoxen serbischen Klöster stehen, wo die heldenhaften Serben gegen die Osmanen zwar verloren haben, aber unter großer Opferbereitschaft. Es wird betrachtet als Wiege des Serbentums - man nennt es auch das Jerusalem Serbiens, wo das Christentum in einem gerechten Krieg verteidigt wurde."
ARD-Korrespondentin Andrea Beer über die identitätsstiftende Bedeutung der Schlacht auf dem Amselfeld für die Serben

Die serbisch, bosnisch, albanische Koalition verliert die Schlacht auf dem Amselfeld und muss die osmanische Hoheit über den Balkan anerkennen. Während die Bosnier und Albaner das Ergebnis der Schlacht akzeptieren, leistet der serbische Fürst Vuk Branković auf dem Gebiet des heutigen Kosovo Widerstand gegen die Osmanen.

Daraus leiten serbische Nationalisten einen Anspruch Serbiens auf das Kosovo, wo mehrheitlich Albaner leben, ab. Zum 600. Jahrestag hält der damalige Präsident der Sozialistischen Republik Serbien, Slobodan Milošević, am 28. Juni 1989 eine Rede, die den Nationalitätenkonflikt auf dem Balkan anfacht.

Ihr hört in Eine Stunde History:

  • Konrad Clewing vom Leibnitz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung schildert die Hintergründe und Legenden der Schlacht auf dem Amselfeld im Frühsommer 1389.
  • Caroline Fetscher hat sich mit dem Massaker von Srebrenica im Juli 1995 und dem Prozess gegen die Verantwortlichen dieses Verbrechens beschäftigt.
  • Die ARD-Korrespondentin Andrea Beer erläutert, welche Bedeutung die mittelalterliche Schlacht in Serbien und dem Kosovo heute noch hat.
  • Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld beschreibt die Entwicklung des Balkans im 20. Jahrhundert.
  • Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Nadine Kreuzahler erinnert an die Schlacht auf dem Amselfeld zwischen Serben und Türken im Frühsommer 1389.

Korrektur:

In einer früheren Version des Audios zur Sendung gab es einen inhaltlichen Fehler: Kroatien ist nicht seit 2004 Mitglied der Europäischen Union, sondern erst seit 2013. Seit 2004 war Kroatien offiziell Beitrittskandidat. Wir haben das im Audio geändert. Gleichzeitig haben wir Ungenauigkeiten bei der Aussprache von Orts- und Personennamen korrigiert.

Shownotes
Serbischer Mythos
Die Schlacht auf dem Amselfeld
vom 14. Juni 2019
Moderatorin: 
Meike Rosenplänter
Gesprächspartner: 
Matthias von Hellfeld, Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte