Nach den Siegeszügen von Instagram und Tiktok wirkt Facebook inzwischen wie ein Social-Media-Dinosaurier. Doch die Nutzerzahlen sind weltweit immer noch sehr hoch – vor allem bei älteren Menschen. Eine Bestandsaufnahme.
Rund 20 Jahre nach seiner Gründung steht Facebook rein zahlenmäßig gut da. Die Zahl der User*innen steigt aktuell in Deutschland sogar noch an, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Justus Wolters – allerdings weniger stark als in den vergangenen Jahren.
"Facebook ist noch immer das soziale Netzwerk mit den meisten aktiven Nutzer*innen weltweit."
Bei Unter-35-Jährigen nicht mehr angesagt
Den "heißen Scheiß" kann man Facebook aber nicht mehr nennen. Justus hat auf der Straße mit Menschen unter 35 gesprochen – und bei vielen von denen ist Facebook gar kein Thema mehr.
"Ich hatte noch nie Facebook. Ich glaube, das ist nicht in meiner Generation gewesen. Wir hatten dann nur noch Instagram."
"Ich habe das schon vor Jahren gelöscht, weil der Content mir so auf die Nerven gegangen ist. Und ich glaube, es ist auch besser für meine mentale Gesundheit, dass ich nicht mehr auf Facebook bin."
"[Facebook] ist für alte Menschen. Ich glaube, die Menschen aus meiner Generation halten sich da nicht mehr so viel auf."
Ein weiterer junger User beschwert sich über den "schlechten Algorithmus" und die Videos, die nicht so lustig wie bei Instagram seien.
"Schlechte Algorithmen" und "Schwurbel-Onkel"
Viele junge Leute, die er befragt hat, hätten von "wütenden Schwurbel-Onkeln" erzählt, die "plötzlich Posts abgesetzt haben, die in eine Verschwörungsrichtung gegangen sind", berichtet Justus Wolters. Das sei nicht gut angekommen – für eine Userin sei solcher Content sogar der Grund gewesen, Facebook ganz den Rücken zu kehren.
"Ich hatte das Gefühl, dass viel mehr Leute – einfach ohne nachzudenken – Sachen gerepostet haben oder einfach ihre Meinung rausgehauen haben."
Für die Ex-Userin sind die Facebook-Postings "teilweise in so ein Spektrum gerutscht, was ich nicht mehr gut fand". Deshalb habe sie sich abgemeldet.
Facebook will Feed möglichst individuell zuschneiden
Facebook beziehungsweise Meta (zu dem seit 2012 auch Instagram gehört), wolle den Feed der User*innen so perfekt und individuell wie möglich zuschneiden, sagt Justus Wolters – um die Leute lange auf der Plattform zu halten. Doch offenkundig gelinge das anscheinend nicht bei allen.
Deshalb versucht Facebook, sich immer wieder anzupassen. Vor ein paar Jahren haben sie News-Postings ganz extrem gepusht, dann wurden persönliche Postings sehr prominent platziert. Mittlerweile scheint der Trend eher auf Gruppen zu gehen – Gruppen, in denen sich Menschen mit gleicher Gesinnung und gleichen Interessen treffen.
Sind Facebook-Gruppen die Zukunft?
Im Vergleich zu öffentlichen Postings sei die Stimmung in diesen Gruppen häufig auch noch relativ angenehm, sagt Justus Wolters.
Daneben gebe es aber auch weitere Gründe, warum Menschen immer noch Facebook nutzen. Ganz weit vorne liege die Geburtstags-Erinnerungsfunktion, die von sehr vielen Nutzenden geschätzt wird. Dazu kämen hin und wieder auch interessante News im Feed.
Dass Facebook es schaffen kann, auch die ganz jungen Zielgruppen wieder abzuholen, glaubt genau diese Zielgruppe selbst eher nicht.
"Dass Facebook noch mal was ändern würde, damit ich wieder auf diese Plattform komme, kann ich mir nicht vorstellen, ohne dass es wieder eine neue App wäre."
Und wenn Facebook beliebte Features von anderen Social-Media-Kanälen kopieren würde, würde sie sich dadurch auch nicht abgeholt fühlen, sagt die junge Social-Media-Userin.
"Vielleicht findet sich Facebook jetzt auch einfach damit ab, dass dieses soziale Netzwerk für eine ältere Zielgruppe sein wird", vermutet Justus Wolters.
Außerdem: Für die jüngeren hat der Meta-Konzern ja Instagram, Whatsapp und Threads.