Die Nationalmannschaft der Frauen hat mit ihren Auftritten bei der EM große Euphorie in Deutschland ausgelöst. Trotzdem erfährt der Männerfußball mehr Aufmerksamkeit. Was sich ändern muss.
Auf den Spieltagskonferenzen überzeugen Alex Popp, Lina Magull und Co. mit Charme und Schlagfertigkeit. In sozialen Medien war den Spielerinnen die Aufmerksamkeit während der Europameisterschaft (EM) der Frauen gewiss.
"Im Frankfurter Stadion lag der Zuschauer*innenschnitt in der vergangenen Saison bei 1.580. Insgesamt war der Schnitt in der Liga bei unter 1.000 Leuten pro Spiel."
Auch wenn viele Nationalspielerinnen bei den besten Bundesligavereinen spielen, rechnet Deutschlandfunk-Nova-Reporter Nik Potthoff in der kommenden Saison nicht mit einem so hohen Zuschauerschnitt wie bei den Länderspielen. Fast 18 Millionen Menschen schauten in der ARD zu, als die englischen Kickerinnen ihren ersten EM-Titel holten.
Stadien für Männer haben mehr Kapazitäten
Denn in die Stadien, in denen die Spiele der Frauenligen ausgetragen werden, passen weniger Zuschauende als bei den Männern. So haben beispielsweise im Frankfurter Brentano-Stadion nur 5.500 Menschen Platz. Zum Vergleich: In den Deutsche-Bank-Park, wo die Männer von Eintracht Frankfurt spielen, passen mehr als 50.000 Zuschauer*innen.
Immerhin: Für die Saisoneröffnung ziehen die Frauen aber in das größere Stadion der Männer um. Es wäre also durchaus möglich, dass mehr Leute die Spiele der Frauen-Teams jeweils in den Spielstätten der Männer besuchen. "Ob da was in der neuen Saison passiert, müssen wir jeweils gucken", meint Nik Potthoff.
"Wir haben eine Riesenwelle der Begeisterung ausgelöst. Ich wünsche mir jetzt wirklich einfach, dass davon was übrig bleibt."
Die deutsche Fußball-Elf der Frauen konnte in der Vergangenheit durchaus schon große Erfolge feiern, meint Nik Potthoff. Bislang sei es aber noch nicht gelungen, Erfolge wie beispielsweise den Olympia-Sieg 2016 für die Aufmerksamkeit außerhalb der Großereignisse zu nutzen.
"Auf den Social-Media-Kanälen gab es ein signifikantes Wachstum."
Eine bessere Vermarktung und somit auch Reichweite könnte dieses Mal über einzelne Spielerinnen wie beispielsweise Alexandra Popp von Eintracht Frankfurt gelingen, so der Deutschlandfunk-Nova-Reporter. Denn neben ihren Leistungen auf dem Platz habe sie auch mit ihren unterhaltsamen Auftritten auf den Pressekonferenzen überzeugt.
Mehr Geld und zugänglichere Übertragungen
Ein erster Schritt für nachhaltig mehr Aufmerksamkeit für den Sport wäre schon getan, wenn sehr viel mehr Geld in den Frauenfußball investiert wird, sagt Reporter Nik Potthoff. Viele Fußballvereine in Deutschland haben keine Frauenabteilung.
"In Dortmund gibt es erst seit vergangenem Jahr eine Frauen-Fußballmannschaft", sagt er. "Regional ist es zum Teil schwer für Spielerinnen, überhaupt ein Team zu finden."
Im Moment liegen die Übertragungsrechte der Spiele noch bei der Telekom. Viele hoffen, dass die Rechte – wenn sie in zwei Jahren neu ausgeschrieben werden – bei einem größeren Streaminganbieter landen, der schon Männerspiele zeigt.