Das Stadtleben ist für jeden Hund eine Belastung. Deshalb sind vor allem die Hundehalterin oder der –halter gefordert: Wer der Verantwortung nicht nachkommen kann, sollte besser zum Stofftier greifen.

Grundsätzlich gibt es in der Stadt einfach mehr Reize als auf dem Land, sagt Iris Schöberl. Ob diese den Hund stressen, hängt vom einzelnen Tier ab, sagt die Hundeverhaltenstrainerin. Für sensible Tiere sind die vielen verschiedenen Gerüche und der Lärmpegel in der Stadt eine Belastung. Deswegen sollten sich Hundeliebhaber vorher überlegen, mit welchem Hund sie in der Stadt leben wollen. Vor allem Tiere, die zuvor auf dem Land lebten oder als Straßenhunde in abgeschiedenen Gegenden umherzogen, werden auf das Innenstadtleben einer Großstadt gestresst reagieren.

Ab ins Grüne!

Generell gibt es aber keine Rassen, sagt Iris Schöberl, die sich besser oder weniger für die Stadt eignen. Wer im Stadtzentrum ohne nahen Park lebt, sollte sich vorher überlegen, wie er es organisiert, dass der Hund täglich genügend Auslauf hat. Auch ein Mops braucht seinen Baum, Wiese und Hundekontakt, ist aber - was den Auslauf angeht - schneller zufriedenzustellen als ein Border Collie oder Ridgeback.

"Nur einmal um den Block zu gehen und auf den Asphalt zu pinkeln, wird jedem Hund zu wenig sein."
Iris Schöberl, Verhaltensbiologin an der Universität Wien

Hundeeigenschaften wie Bewacher- oder Territorialinstinkt können bei manchen Hunden sehr stark ausgeprägt sein und zum Problem in großen Wohnkomplexen werden.

"Wenn ich mit einem Wachhund in einem Hochhaus lebe mit 50 Parteien, könnte das eventuell auch anstrengend werden, wenn er jeden Nachbarn, der ein- und ausgeht, täglich zweimal verbellt."
Iris Schöberl, Verhaltensbiologin an der Universität Wien

Der Hundehalter oder die Hundehalterin haben allerdings auch einen großen Einfluss auf das Verhalten des Hundes. Deswegen rät Iris Schöberl, sollten die Halter ein großes Maß an Selbstreflexion, Selbstsicherheit, Geduld und Ruhe haben, sodass sich diese Ruhe auf den Hund übertragen kann. Menschen, die keine Verantwortung übernehmen wollen und für die der Hund reine Nebensache ist, sollten sich lieber ein Stofftier nehmen, meint Iris Schöberl.

Mehr von Iris Schöberl:

Shownotes
Hundeleben in der Stadt
Auch der Mops braucht seinen Baum
vom 01. Juni 2017
Moderatorin: 
Diane Hielscher
Gesprächspartnerin: 
Iris Schöberl, Verhaltensbiologin an der Universität Wien