Bei manchen Songs spüren wir einen wohligen Schauer. Forschende haben untersucht, welchen Liedern das eher gelingt.
Gänsehaut - ein klarer Hinweis darauf, dass ein Song uns berührt. Aber kaum jemand kann in Worte fassen, wieso manche Tracks diesen Effekt auf uns haben. "Frisson" ist der Fachbegriff für den wohligen Schauer, den wir dann spüren.
Dieses angenehme Kitzeln, das durch Musik verursacht wird, erforschen Wissenschaftler schon länger. Kürzlich wurde eine erste größere Metastudie am "Music cognition lab" der Queen Mary University in London durchgeführt, die viele bisherige Ergebnisse ausgewertet und zusammengefasst hat.
"Einer der Studienautoren sagt ganz klar: Am meisten kommt es natürlich darauf an, ob man eine persönliche Erfahrung mit einem Song verbindet."
Anhand mehrerer Studien haben die Forschenden einen Katalog mit rund 715 Gänsehaut-Songs zusammengestellt. Daraus setzt sich auch die Spotify-Playlist "Songs that give you chills zusammen".
Zum Vergleich: Ein Song, der keine Gänsehaut erzeugt
Zum Vergleich haben sie für jeden dieser Songs ein Pendant gesucht: ein anderes Lied derselben Band. Es sollte ähnlich lang und ähnlich bekannt sein wie der Song mit Gänsehaut-Potenzial.
Wodurch sich Gänsehaut-Songs auszeichnen
Danach haben die Londoner Forschenden die Songs auf bestimmte Eigenschaften hin untersucht. Beispielsweise, ob deren Stimmung eher fröhlich oder melancholisch ist und ob die Lieder einen eher schnellen oder langsamen Rhythmus haben.
Auch zwischen Instrumental-Stücken und Liedern mit Text wurde unterschieden. Dazu nutzten die Forschenden eine Programmierfunktion von Spotify.
Gänsehaut: Eher bei langsamen und traurigen Instrumental-Songs
Tendenziell waren es eher die langsamen und traurigen Instrumental-Songs, die sich nicht zum Tanzen eignen und nicht der Kategorie elektronische Musik zuzuordnen sind, die eine Gänsehaut verursachen.
Beispiele dafür: "Purple Rain" von Prince, "Back to Black" von Amy Winehouse, "Flume" von Bon Iver. Aber auch Stücke von Sergei Rachmaninoff oder Gustav Mahler aus dem 19. Jahrhundert zählen zu der Liste.
Persönliche Erfahrungen spielen eine Rolle
Einige Gänsehaut-Songs unterschieden sich von der Mehrheit der anderen Songs. Das erklärte einer der Studienautoren damit, dass es auch eine Rolle spiele, ob wir eine persönliche Erfahrung mit einem bestimmten Song verbinden. Beispielsweise, ob wir einen Track besonders oft im Urlaub, beim Lernen oder während einer Beziehung gehört haben.Ist das der Fall, dann kann auch ein tanzbarer Song mit einem schnellen Rhythmus Gänsehaut erzeugen kann.
Widersprüchliche Ergebnisse in bisherigen Studien
In bisherigen Studien zu diesem Thema wurden meist entweder die musikalischen Eigenschaften von Songs auf ihr Gänsehaut-Potenzial hin bewertet, oder die Forschenden haben sich die emotionale Wirkung des Textes angeschaut.
Dadurch kam es in vorherigen Studien zu recht widersprüchlichen Ergebnissen: In einigen Studien waren die fröhlichen Songs eher diejenigen mit Gänsehaut-Potenzial, in anderen eher die traurigen.
In der neuen Metastudie ging es darum, grundlegende musikalische und emotionale Eigenschaften zu definieren, um dann einen gemeinsamen Nenner für Gänsehaut-Potenzial zu finden.