Pandas wälzen sich gerne in Pferdemist. Warum, das war lange ein Rätsel. Doch jetzt haben Forschende eine heiße - oder eher warme - Spur.
Bei Säugetieren kommt es eher selten vor, dass sie sich vom Kot anderer Tiere angelockt fühlen. Eine Ausnahme sind Pandabären: Wild lebende Tiere waren dabei beobachtet worden, wie sie sich in frischem Pferdemist gewälzt haben.
Allerdings konnten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zunächst keinen Grund dafür ausmachen. Um das Verhalten besser zu erforschen, wurden einige Pandabären ein Jahr lang mit Infrarotkameras beobachtet.
"Bei uns Menschen gibt es so einen Effekt auch: Zum Beispiel Chilis gaukeln uns vor, dass uns wärmer wird und Minze oder Menthol, dass uns kühler wird."
Im Verlauf der Studie konnten Forschende rund 40 Mal beobachten, dass sich die wild lebenden Pandas in frischem Pferdekot gewälzt haben. Dabei folgten die Tiere einem festen Ablauf:
Sie schnupperten erst daran, dann rieben sie die Wange am Kot, dann wälzten sie sich im Pferdemist und anschließend verrieben sie ihn auf dem ganzen Körper. Insgesamt dauert das Ganze nur wenige Minuten.
Nur bei Kälte wälzen sich Pandas in Pferdemist
Auffällig war, dass die Pandas dieses Verhalten nur gezeigt haben, wenn es kalt war: immer nur bei Temperaturen zwischen minus fünf Grad und plus 15 Grad. Wichtig schien auch zu sein, dass der Pferdemist immer recht frisch war.
Die Forschenden vermuteten daher, dass das Verhalten etwas mit Kälte beziehungsweise Wärme zu tun hat. Und außerdem, dass etwas im Pferdemist steckt, was das Interesse der Pandas weckt.
Ätherische Ölsubstanzen machen kälteresistenter
Forschende haben den Pferdemist untersucht und sind dabei auf ätherische Ölsubstanzen gestoßen, sogenannte Beta-Caryophyllene. Diese Ölsubstanzen sind im Kot von Pferden enthalten, weil die Tiere sich von Pflanzen ernähren.
Beta-Caryophyllene findet man beispielsweise in Basilikum, Cannabis, Rosmarin, Zimt, Oregano, Kümmel, Hopfen und Pfeffer.
"Aber ob jetzt genau diese Öle, die in Pferdemist drin sind, auch bei uns Menschen gegen Kälte helfen könnten, darüber gibt die Panda-Studie leider keine Auskünfte."
Diese ätherischen Ölsubstanzen sind flüchtige Stoffe, die mit der Zeit verfliegen. Um zu testen, ob es tatsächlich die Beta-Caryophyllene sind, die den Pferdemist für Pandas interessant machen, haben Forschende folgenden Versuch durchgeführt: In einem Zoo haben sie Pandas zweierlei Pferdemist bereitgestellt: eine Sorte, die ätherische Öle enthalten hat und eine ohne die Substanzen. Das Ergebnis: Die Zoo-Pandas haben nur den Mist mit den Beta-Caryophyllenen genutzt, um sich darin zu wälzen und sich damit einzureiben.
Ölsubstanzen blockieren Kälterezeptor
Anschließend hat das Forscherteam noch Tests mit Mäusen durchgeführt, um zu untersuchen, welche Abläufe diese Substanzen im Körper anregen können. Diese Versuche haben gezeigt, dass die Beta-Caryophyllene den Rezeptor für das Kälteempfinden blockieren. Mithilfe dieser Substanzen waren die Mäuse kälteresistenter. Daraus schlussfolgerten die Forschenden, dass diese Stoffe bei Pandas eine ähnliche Wirkung haben könnten.
Auch Menschen verfügen über einen Temperatur-Rezeptor, den sogenannten TRPM8 oder auch Menthol-Rezeptor genannt, der dafür verantwortlich ist, dass wir Menthol als kühlend empfinden und Chili empfinden wir beispielsweise als wärmend.
Trotzdem lässt sich die Studie mit den Mäusen nicht unbedingt auch auf den Menschen übertragen. Das heißt, daraus kann nicht abgeleitet werden, dass die im Pferdemist enthalten Ölsubstanzen auch Menschen helfen können, Kälte weniger zu spüren.