In Heidelberg haben die Nazis ein Freilufttheater hinterlassen. Heute feiern zum 1. Mai dort tausende Menschen. Manche bleiben der Feier speziell wegen der Nazi-Vergangenheit fern.

In Heidelberg ist es guter Brauch jedes Jahr in der Nacht zum 1. Mai zur Thingstätte zu wandern und dort mit tausenden anderen Menschen zu feiern. Die Stimmung dort ist besonders, denn es gibt kein elektrisches Licht und keine kommerziellen Verkaufsstände. Die Menschen, die dort hinkommen, organisieren sich selbst. Manche machen ein Feuer, andere singen, spielen Instrumente, jonglieren mit Fackeln.

Wer dort hin will, muss eine halbe Stunde durch den Wald laufen. Dann hört man von weitem schon Trommeln, sieht Lichter und Kerzen, und für manche stellt sich ein euphorisches Gefühl ein, für andere ist die Stimmung eher beängstigend.

Dunkle Vergangenheit

Die Thingstätte ähnelt einem Amphitheater, der Name leitet sich von der Thingbewegung der Nationalsozialisten ab. Die Nazis hatten über 400 solcher Stätten geplant, wo vor großem Publikum Theaterstücke und andere Aufführungen gezeigt werden sollten. Die Heidelberger Thingstätte bietet Platz für 20.000 Menschen.

Dass das Gebäude einst von den Nazis errichtet wurde, hat für manche noch heute eine Bedeutung. "Es mutet komisch an, wenn in diesem Kontext ein Gemeinschaftsgefühl entsteht", sagt eine Besucherin. Und andere kommen wegen der Nazi-Vergangenheit gar nicht erst zur Veranstaltung.

Shownotes
Thingstätte in Heidelberg
Ohne Strom in den Mai
vom 30. April 2015
Autorin: 
Nina Bust-Bartels
Moderatorin: 
Kaline Thyroff