Im Extremfall kommt ein Teil, so groß wie eine Badewanne, zurück zur Erde, wenn am Osterwochenende die Raumstation "Tiangong 1" in die Atmosphäre eintreten wird. Das Risiko für Menschen ist trotzdem vernachlässigbar.

Voraussichtlich am Osterwochenende kommt das chinesische Weltraumlabor "Tiangong 1" zurück zur Erde. Oder besser gesagt: Es stürzt ab. Ob das so vorgesehen war oder nicht, ist unbekannt. "Wir wissen nicht, ob ein kontrollierter Wiedereintritt, zum Beispiel im Südpazifik, geplant war", sagt Holger Krag, bei der Europäischen Weltraumorganisation ESA Spezialist für Raumfahrtrückstände.

Dass es zu unkontrollierten Wiedereintritten von Gegenständen aus dem Weltall kommt, ist aber nichts Ungewöhnliches, rund 50 Mal im Jahr passiert das. Meistens sind die Gegenstände aber kleiner. Krag: "Die Größe der Tiangong-Station ist schon eine Ausnahme. Aber insgesamt kommen schon 100 Tonnen im Jahr zusammen."

"Dass nichts in Deutschland landen wird, ist mit das Einzige, das wir mit Sicherheit sagen können."
Holger Krag, Europäische Weltraumorganisation, ESA

Wie groß die Einzelteile sein werden, die zur Erde zurückkommen, ist schwer vorherzusagen. Von winzigen Teilen bis zur Größe eines privaten Öltanks im Heizungskeller ist alles möglich. Das wird auch dadurch bestimmt, aus welchem Material die Teile gebaut wurden. Aluminium hat einen niedrigen Schmelzpunkt und wird weitgehend beim Wiedereintritt in die Atmosphäre verglühen. Teile aus Titan oder Edelstahl sind beständiger.

Holger Krag nennt als Richtwert: 20 bis 40 Prozent des Ausgangsmaterials größerer Gegenstände überstehen den Wiedereintritt in die Atmosphäre.

Wie wahrscheinlich ist es, von Weltraumschrott getroffen zu werden?

Dass in Deutschland Teile der Raumstation Tiangong 1 landen, ist ausgeschlossen. "Das ist so mit das Einzige, was mir mit Sicherheit sagen können", sagt Krag. Denn wo der Schrott wahrscheinlich auf die Erde treffen wird, ist nicht vorherzusagen. Landen kann er in einem riesen Gebiet, das große Ozeanflächen (Pazifik, Atlantik, Indischer Ozean), ganz Afrika, große Teile Südamerikas, Teile Nordamerikas, Südostasien und Australien umfasst.

Aber selbst in Ländern, die zum Landegebiet gehören, müssen sich die Menschen keine Sorgen machen, getroffen zu werden. Die meisten Gebiete - Land wie Wasser - sind unbewohnt. Die Wahrscheinlichkeit, getroffen zu werden, wird mit eins zu einer Billion beziffert. Da ist der Jackpot im Lotto deutlich wahrscheinlicher.

"Wir denken, dass wir in vier bis fünf Jahren das erste Mal demonstrieren können, Weltraumschrott einzusammeln."
Holger Krag, Europäische Weltraumorganisation, ESA

Am sichersten wäre es immer noch, es würden überhaupt keine Gegenstände aus dem Weltall zur Erde zurückkommen. Daran wird auch gearbeitet. Aber: "Die Technik, die ein sich unkontrolliert bewegendes Teil einsammelt, ist sehr komplex", sagt ESA-Mitarbeiter Holger Krag. "Wir denken, dass wir das in vier bis fünf Jahren das erste Mal demonstrieren können."

Shownotes
Weltraumschrott
Wenn eine Raumstation in Teilen auf die Erde fällt
vom 29. März 2018
Moderator: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Holger Krag, ESA