Enttäuschungen, Ängste, Sorgen – während der Pandemie wird uns emotional viel abverlangt. Die Psychologin Anna-Marie Raith gibt Tipps, wie es uns trotzdem gelingen kann, optimistisch nach vorne zu schauen.
Der Urlaub ist mehrfach ins Wasser gefallen, Freunde oder Bekannte haben sich ewig nicht gemeldet, eine Ausbildung anzufangen, erscheint schier unmöglich oder wir sorgen uns darum, dass möglichst niemand, der uns nahesteht, erkrankt.
Seit über einem Jahr fordert uns die Pandemie heraus – eine Perspektive, dass sich die Lage bald bessert, zeigt sich noch nicht. Diese Ungewissheit zehrt an uns, viele von uns fühlen sich zermürbt und ermattet, andere verlieren das Vertrauen in die Politik und sind sauer, und bei manchen schwinden Hoffnung und Zuversicht rapide.
Worauf wir Einfluss ausüben können
Wichtig sei es, auch klar zu sehen, was wir selbst verändern können und was nicht, sagt die Psychologin Anna-Marie Raith. Beispielsweise kann sich jede und jeder einzelne von uns an die Kontaktbeschränkungen halten und auf die eigene Selbstfürsorge achten, sagt die Psychologin. Ein Bereich, über den wir selbst die Kontrolle haben.
Akzeptanz von Dingen, die wir nicht kontrollieren können
Werde allerdings ein harter Lockdown beschlossen und durchgesetzt, können wir darauf wiederum keinen Einfluss ausüben. Es kan helfen, dann eine akzeptierende Haltung einzunehmen, um so mit Bedingunge umzugehen, die außerhalb unserer Kontrolle liegen, sagt Anna-Marie Raith.
"Dieses "Sich-Sorgen-machen" im Vorfeld ist nicht wirklich hilfreich. Es kann trotzdem eine Enttäuschung eintreten, auch wenn ich von A nach Z alles durchdenken."
Diese Erfahrungen, die wir in der Pandemie machen, können dazu führen, dass wir anfangs noch sehr vorsichtig sind, obwohl sich vieles wieder zu normalisieren beginne, sagt Anna-Marie Raith. Möglich ist, dass diese Zeit seelische Wunden hinterlässt, weil unser Grundvertrauen erschüttert worden ist, sagt die Psychologin.
Offen dafür bleiben, Erfahrungen zu machen
Normalisiert sich das Leben wieder, wird es darauf ankommen, dass wir uns aufgrund unserer Erlebnisse nicht zurückziehen, sondern offen dafür sind, neue Erfahrungen zu machen, sagt Anna-Marie Raith.
Keine Beziehungen mehr eingehen zu wollen oder keine Pläne mehr machen zu wollen, weil wir enttäuscht wurden, würde bedeuten, dass wir die wiedergewonnene Normalität nicht zur Grundlage unserer Entscheidungen machten.
Gelassen sein, flexibel an Dinge herangehen
Die Psychologin sagt, auch wenn wir bestimmte Erfahrungen unter außergewöhnlichen Bedingungen gemacht haben, komme es darauf an, offen dafür zu bleiben, Dinge zu erleben, die unseren bisherigen Erfahrungen möglicherweise widersprechen. Die neuen Erfahrungen könnten dann auch korrigierend wirken.
"Wieder gelassen zu sein, flexibel heranzugehen und zu sagen, 'wenn es nicht klappt, muss Plan B her'."