Donald Trump ist begeisterter Fan der Royals und zum Staatsbesuch in Großbritannien – und der ist Marke XXL: von der Fahrt in der goldenen Kutsche bis zum Staatsbankett. Für die britische Regierung ist der Trump-Besuch extrem wichtig.
Schon die Einladung zu diesem Treffen war besonders: Der britische Premier Keir Starmer hat Trump im Februar einen handgeschriebenen Brief von King Charles überreicht. Ein zweiter Staatsbesuch beim König, das gab es so noch nie.
"Möchtegern-König trifft richtigen König"
Ein Besuch, bei dem auch Michael Begasse genau hinschaut. Er ist seit fast 30 Jahren der Adelsexperte von RTL und NTV und beobachtet gespannt, "wenn ein Möchtegern-König einen richtigen König" trifft, wie er sagt.
"Ich gucke heute natürlich ganz gespannt nach London, denn da trifft ein Möchtegern-König einen richtigen König."
Ein zweiter Staatsbesuch ist schon eine Besonderheit. Noch mehr gefallen haben dürfte Trump allerdings, dass er nicht in den Buckingham Palace, sondern nach Windsor eingeladen wurde. Windsor gilt als Stammschloss der Royals – und Donald Trump fühlt sich dort fast wie daheim, bei Königs eben, so Michael.
Trump inszeniert sich als König
Öffentlich würde Charles Donald Trump wohl ohne Zögern als Freund bezeichnen – etwas anderes ließe sein Amt kaum zu. Wie der König privat über Trump oder andere Persönlichkeiten denkt, bleibe hingegen verborgen.
Beim aktuellen Staatsbesuch spielt Charles eine klar politische Rolle. Die Einladung an Trump ging nicht von ihm aus, sondern vom Premierminister Keir Starmer und dem Außenministerium. "Der König wird so ein bisschen als royaler Steigbügelhalter benutzt, um den US-Präsidenten milde zu stimmen", so Michael.
Charles und Trump eine vor allem ihr Lebensweg: Beide wussten früh, wohin sie wollten. Charles sei von Geburt an auf die Krone vorbereitet gewesen, Trump habe zeitlebens nach Macht und Einfluss gestrebt – als Unternehmer wie als Politiker.
"Ich habe manchmal das Gefühl, dass er sich als König der Vereinigten Staaten von Amerika sieht."
Trump sehe sich gerne auf Augenhöhe und betont öffentlich immer wieder seine guten Kontakte zu Charles und Camilla. "Ich habe manchmal das Gefühl, dass er sich als König der Vereinigten Staaten von Amerika sieht", so der Adelsexperte.
Royals bieten Trump ein spektakuläres Programm
Für Trump hätten die Briten das volle royale Programm inszeniert. Schon der Auftakt sei spektakulär gewesen: William und Kate holten das US-Präsidentenpaar ab und begleiteten es zu König Charles und Königin Camilla. Es folgten militärische Ehren, Salutschüsse über London und Windsor sowie eine prunkvolle Kutschfahrt – perfekte Bilder für die amerikanischen Medien.
Nach dem Besuch einer Kunstausstellung legte Trump zudem einen Kranz am Grab von Queen Elizabeth II. in der St. George’s Chapel nieder. Michael Begasse kann sich nicht erinnern, dass einem US-Präsident und überhaupt einem Nicht-Familienmitglied je dieser Zugang gewährt wurde. Abends gab es dann ein großes Bankett, bei dem königlich aufgefahren wurde.
Zwischen Diplomatie und Kalkül
Hinter der royalen Charme-Offensive steckt eine Absicht, sagt der Adelsexperte: Man möchte Trump milde stimmen, bevor es am Donnerstag (19.09.25) politisch wird, glaubt er.
Wie viel Freude oder Mühe Charles der Staatsbesuch bereitet, bleibe offen. Anders als Trump, der einst ausplauderte, was er mit der Queen besprochen hat, halte sich der König strikt an das Motto: Never explain, never complain. Mit anderen Worten: schweigen und arbeiten. Und genau das, betont Michael Begasse, erfülle Charles souverän.
Auch König Charles spielt bei dem Besuch mit, doch in zentralen Fragen würden sie politisch weit auseinander, sagt unsere Großbritannien-Korrespondentin Christine Heuer. Da wären zum Beispiel der Klimaschutz. Oder Kanada, das Mitglied des Commonwealth ist und dessen Staatsoberhaupt der britische König auch ist. Kanada würde Trump sich gerne einverleiben, so unsere Korrespondentin.
"Der König ist auch Staatsoberhaupt von Kanada – das Land, von dem Donald Trump träumt, dass er es der USA einverleiben kann."
Für Premierminister Keir Starmer ist der Trump-Besuch besonders wichtig, erklärt sie: Angesichts einer schweren Regierungskrise hoffe er, dass ein reibungsloser Ablauf von innenpolitischen Problemen ablenkt. Außenpolitisch wollten die Briten die USA enger an Europa binden, etwa in der Ukraine-Frage, und innenpolitisch auf Handelsabschlüsse mit den USA setzen – hier liegen ihres Erachtens die größten Erfolgschancen des Besuchs.
Epstein-Skandal belastet Staatsbesuch
Am Abend projizierten Demonstrant*innen Bilder von Donald Trump und Jeffrey Epstein auf Schloss Windsor. Proteste gegen den US-Präsidenten gab es auch in London. Trump selbst dürfte davon kaum etwas mitbekommen haben, da das Protokoll ihn weitestgehend abschirmte. Die Bilder der Aktion aber sind in den Medien weltweit verbreitet worden.
"Epstein verbindet den König, Trump und irgendwie auch Keir Starmer nun auf eine unheilvolle Art und Weise miteinander."
Der Vorfall ist heikel für alle Beteiligten des Staatsbesuchs: Jeffrey Epstein verbindet auf unangenehme Weise König Charles, Donald Trump und auch Premierminister Keir Starmer, erinnert Christine Heuer. Besonders brisant sei der Fall von Prinz Andrew, Charles’ jüngerem Bruder, der lange mit Epstein befreundet war und wegen möglicher Beteiligung an dessen Missbrauchsskandal unter Verdacht steht.
Das Thema Epstein belastet auch Premierminister Keir Starmer, ergänzt sie, weil sein Washingtoner Botschafter Peter Mendelsohn kürzlich zurücktreten musste, da er lange mit Epstein befreundet war. In einer ohnehin angespannten Regierungskrise verschärfe dies den Druck auf Starmer zusätzlich.
Starmer setzt auf Ukraine und Handel
Premierminister Keir Starmer will beim Staatsbesuch außenpolitische Themen wie die Ukraine zur Sprache bringen und versuchen, Donald Trump in bestimmten Fragen einzuhegen, sagt Christine Heuer. Gleichzeitig hoffe die britische Regierung, dass die Debatte um Gaza – ein Streitpunkt zwischen London und Washington wegen der möglichen Anerkennung Palästinas – nicht dominiert.
Ein weiterer Schwerpunkt liege auf wirtschaftlicher Zusammenarbeit, etwa in Forschung, künstlicher Intelligenz und Quantencomputing. Google kündigte kurz vor dem Besuch eine Investition von fünf Milliarden Euro in Großbritannien an. Auch Handelsfragen spielten eine Rolle: Ein Abkommen mit den USA sieht niedrigere Zölle für britische Waren vor. Offen bleibt jedoch die Ratifizierung für Stahl und Aluminium, die nun eher nicht beim Staatsbesuch erfolgen dürfte.
Brisant könnten neben dem Thema Epstein auch Fragen zu Elon Musk werden. Bei einer rechten Demonstration hatte Musk die Briten offen zum Aufruhr gegen die Regierung aufgefordert. Obwohl Trump und Musk zuletzt Streit hatten, könnte Trump ähnliche Kritikpunkte teilen. Solche Themen könnten für Starmer bei der anstehenden Pressekonferenz sehr unangenehm werden.
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