Im Jahr 2004 kam es in der Ukraine zu Protesten und Demonstrationen. Auslöser war die Präsidentschaftswahl im selben Jahr, bei der auf beiden Seiten Wahlfälschungen der jeweiligen Gegenseite gemeldet wurden. Die Auswirkungen sind bis heute spürbar.
Seit dem 1. Dezember 1991 ist die Ukraine unabhängig. Ein Referendum beendet an diesem Tag mit über 90 Prozent Ja-Stimmen die Zugehörigkeit des Landes zur Sowjetunion, die einen Monat später durch den Rücktritt von Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow ebenfalls aufhört zu existieren.
Ukraine – Sicherheitsgarantien gegen Atomwaffen
Der ukrainische Präsident Leonid Krawtschuk unterzeichnet drei Jahre später einen Vertrag, durch den die Ukraine ihre Atomwaffen abgibt und dafür Sicherheitsgarantien von Großbritannien, den USA und Russland
bekommt.
In den folgenden Jahren entwickelt sich die Ukraine mehr und mehr in Richtung Europa und EU. 2001 kommt es zu innenpolitischen Turbulenzen, weil der neue Ministerpräsident Viktor Juschtschenko den Kampf gegen die Korruption aufnimmt und dabei auf Gegenwehr stößt, die schließlich zu einem Misstrauensvotum gegen ihn führt.
Anschließend wird er Fraktionsvorsitzender seiner Partei "Unsere Ukraine". Er führt sie bei der Parlamentswahl im Mai 2002 zur stärksten Fraktion und kandidiert bei den Präsidentschaftswahlen 2004 als deren Spitzenkandidat.
Massive Betrügereien bei der Wahl
Den ersten Wahlgang gewinnt der russlandfreundliche Regierungskandidat Wiktor Janukowytsch mit hauchdünnem Vorsprung, aber die Wahl musste wiederholt werden, weil es zu massiven Betrügereien gekommen war. Der pro-westliche Kandidat Wiktor Juschtschenko konnte zudem wochenlang keinen Wahlkampf machen, weil er einer Dioxinvergiftung, die der Russischen Föderation angelastet wurde, in ärztlicher Behandlung war.
Eine Wiederholungswahl wurde unter anderem durch die Massenproteste der "Orangen Revolution" in Kiew erzwungen. Die vielen Tausend Menschen wollten einen pro-europäischen Kurs und wünschten einen Beitritt zur EU. Bei der zweiten Wahl siegte nach gerichtlichen Streitereien Juschtschenko. Ende Januar 2005 wurde er schließlich als neuer ukrainischer Präsident vom Parlament bestätigt.
Ihr hört in Eine Stunde History:
- Die Münchner Osteuropa-Expertin Katrin Boeckh beschreibt Ursachen und Ziele der Orangen Revolution 2004
- Die Wiener Historikerin Kerstin Jobst erläutert die Geschichte des ukrainisch-russischen Verhältnisses in der Neuzeit
- Andreas Umland vom Stockholmer Zentrum für Osteuropastudien erklärt das Scheitern der Abkommen Minsk I und II
- Deutschlandfunk Nova - Geschichtsexperte Dr. Matthias von Hellfeld blickt zurück auf den Beginn der ukrainischen Unabhängigkeit im Dezember 1991
- Deutschlandfunk Nova-Reporterin Grit Eggerichs erinnert an die Orange Revolution in Kiew im Jahr 2004
- Katrin Boeckh, Osteuropa-Expertin
- Kerstin Jobst, Historikerin
- Andreas Umland, Osteuropa-Experte