Innerhalb von 24 Stunden könnte er den Krieg gegen die Ukraine beenden, das hat Donald Trump im Wahlkampf versprochen. Jetzt wird er wieder US-Präsident und könnte versuchen, das umzusetzen. Doch was würde das für die Ukraine bedeuten?
Seit fast drei Jahren dauert er an, der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine. Doch wenn man Donald Trump, der im Januar 2025 als US-Präsident vereidigt wird, Glauben schenkt, wird dieser Krieg zumindest nicht die Drei-Jahres-Marke überschreiten. Denn Donald Trump hat im Wahlkampf angekündigt, den Krieg innerhalb kürzester Zeit zu beenden.
Wird die Ukraine überhaupt mit einbezogen?
Dennis Trubetskoy, Journalist aus Kiew, kommentiert diese Aussage nüchtern: "Populismus ist halt Populismus." Gleichzeitig weist er darauf hin, dass Donald Trump dieses Versprechen nach dem Wahlsieg nicht mehr wiederholt hat.
"Donald Trump wird eine neue Dynamik in diese Situation bringen. Das birgt unzählige Risiken, aber vielleicht auch Chancen."
Wovon Dennis Trubetskoy jedoch schon ausgeht, ist, dass es einen Gesprächsversuch mit Moskau geben wird. Was dabei am Ende herumkommt? Ob Trump seine Position völlig umdreht, einfach das Interesse am Thema verliert oder das Ganze irgendwie weiterlaufen lässt – diese Fragen seien noch offen.
"Die Wirklichkeit, die es nach der Vereidigung von Donald Trump am 20. Januar geben wird, wird ziemlich sicher eine völlig andere sein."
Wozu es wohl nicht kommen wird, ist das, wofür die Ukraine eigentlich kämpft, sagt Dennis Trubetskoy, die Wiederherstellung der völkerrechtlich festgeschriebenen und weiterhin geltenden Grenzen von 1991. Damit sind die von Russland besetzten und teils annektierten Regionen Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson gemeint, sowie die bereits 2014 gegen das Völkerrecht annektierte Halbinsel Krim.
Krieg kann nicht auf dem Papier beendet werden
Zunächst aber wäre es schon ein positives Zeichen, wenn Russlands Vormarsch an der Front zumindest eindeutig gestoppt würde, sagt Dennis Trubetskoy. Dann könnte man hoffen, dass Putin einsieht, dass die Weiterführung der Kampfhandlungen wenig bringt.
Und erst wenn das der Fall wäre, so Dennis Trubetskoy, wäre ein Waffenstillstand ohne krasse russische Vorbedingungen vorstellbar. Bis jetzt gleichen die Bedingungen, die Russland für einen Waffenstillstand stellt, de facto einer Kapitulation der Ukraine. Doch auch nach so einem Szenario sieht es bis jetzt nicht annähernd aus, denn die Lage an der Front gestaltet sich für die Ukraine schwierig.
Gwendolyn Sasse ist wissenschaftliche Direktorin des ZOiS, des Zentrums für Osteuropa und internationale Studien, und Professorin an der Humboldt-Uni in Berlin. Sie geht davon aus, dass die Ukraine – so der aktuelle Stand – nicht in Gespräche zwischen Russland und den USA miteinbezogen würde.
"Wenn es zu Gesprächen kommt, sieht es sehr danach aus, dass sie über die Köpfe der Ukraine hinweg geführt werden."
Das Versprechen von Donald Trump, den Krieg innerhalb von 24 zu beenden, bezeichnet Gwendolyn Sasse kurzerhand als Quatsch und den Ausgang der Gespräche als unvorhersehbar. Was sie sich allerdings nicht vorstellen kann, ist, dass Trump und sein Team gar keine Bedingungen stellen werden.
Die Osteuropawissenschaftlerin ist sich auch sicher, dass, wenn Trump einen Deal aushandelt, er sich dafür in seinen Kreisen und auch in Teilen der Welt als Sieger darstellen wollen wird. "Das heißt, was er am Ende in der Ukraine braucht, ist keine instabile Lage", so Gwendolyn Sasse. Die aber werde es nicht geben, wenn die Verhandlung über die Köpfe der Ukraine hinweg stattfindet.
Keine Lage für eine einfache Lösung
Selbst, wenn es in einem möglichen Deal darum gehen sollte, den Status Quo in der Ukraine einzufrieren, ist das schon im Vorhinein zum Scheitern verurteilt, sagt Gwendolyn Sasse. Denn Russland arbeitet in den besetzten ukrainischen Gebieten daran, eine neue russische Realität zu schaffen – angefangen von Repressionen bis hin zu russischen Pässen, die die Bevölkerung bekommt.
Eine Karte, die Donald Trump hingegen erfolgreich einsetzen könnte, wäre Sicherheitsgarantien an den Kreml. Denn das ist bisher von allen Seiten zu wenig besprochen worden, so die Wissenschaftlerin.
"Der Krieg hört nicht auf, wenn Putin und Trump miteinander gesprochen haben."
Was Donald Trump am Ende in Bezug auf die Ukraine tun oder nicht tun wird, ist unklar. Wahrscheinlich aber wird er eine "neue Dynamik" reinbringen. So formuliert es Journalist Dennis Trubetskoy. Denn so, wie es jetzt ist, wie es schon seit längerem ist, sagt er, kann es nicht weitergehen.
Eine neue Dynamik bringt Trump auf jeden Fall hinein, das sieht auch Gwendolyn Sasse so. Doch während bei Dennis Trubetskoy so etwas wie ein Funken Hoffnung mitschwingt, sagt die Wissenschaftlerin: "Ob diese neue Dynamik etwas Gutes haben wird, das möchte ich momentan bezweifeln."
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