Israel hat Ziele im Iran angegriffen, darunter die Hauptstadt Teheran. Die Schläge richten sich laut Israel gegen das iranische Atomprogramm. Iran streitet ab, an Atomwaffen zu arbeiten und antwortet mit einem Drohnenangriff. Droht eine Eskalation in Nahost?
Israel hat den Iran angegriffen – ein Schritt, der die Spannungen im Nahen Osten dramatisch erhöht. Das Ziel des Angriffs: das iranische Atomprogramm. Die israelische Regierung spricht von einem Präventivschlag in letzter Sekunde.
"Die Militärs, mit denen ich gesprochen habe, die sagen, das ist der Anfang, und es wird weitere Angriffe geben."
Jan-Christoph Kitzler, Korrespondent in Tel Aviv, berichtet die Militärs sähen den Angriff als Auftakt zu weiteren Operationen. Die Angriffe zielten auch auf Luftabwehr- und Überwachungsanlagen, was darauf hindeutet, dass Israel Lufthoheit erlangen will, um die teils tief unterirdischen Atomanlagen zu zerstören.
Der Iran meldet am Samstagvormittag, dass seine Atomanlage Fordow beschädigt sei. Zuvor gab es am Freitagabend und in der Nacht zum Samstag weitere gegenseitige Angriffswellen.
Wie nah war der Iran der Bombe wirklich?
Die Frage, wie weit der Iran auf dem Weg zur Atombombe war, ist zentral. Benjamin Weber, ARD-Korrespondent für die Region, bestätigt die Brisanz der Lage. Weber zufolge sei die Aussage, dass der Iran kurz vor der Atombombe stand, keine Propaganda, sondern entspreche dem Forschungsstand.
"In der Tat sagen eigentlich alle Expertinnen, die ich gehört habe, 400 Kilogramm, das reicht schon dafür aus, um so ungefähr neun bis zehn Atombomben zu bauen."
Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hatte kürzlich gemeldet, dass der Iran gegen seine Verpflichtungen zur Nichtverbreitung von Atomwaffen verstoßen hat. Iran verfüge über Hunderte Kilogramm Uran, angereichert auf 60 Prozent. Der Schritt zu waffenfähigem Material auf 90 Prozent sei nicht mehr groß.
Allerdings sind sich Experten einig, dass ein militärischer Angriff allein das iranische Atomprogramm wohl nicht beenden kann. Die Anlagen seien teils zu tief unter der Erde, und der Iran könne das nötige Material zur Urananreicherung selbst produzieren.
Droht ein Flächenbrand?
In der Nacht zum Samstag hat Iran Israel mit ballistischen Raketen angegriffen.
Zudem verfügt der Iran über Stellvertreter wie die Huthi-Rebellen oder die Hisbollah im Libanon, die koordinierte Angriffe starten könnten. Doch besonders diese beiden, auch als Proxys bezeichneten, Gruppen hatte Israel in den vergangenen Monaten schon entscheidend durch Angriffe geschwächt.
"Israel hat im Libanon die Hisbollah extrem dezimiert, da hat sie bunkerbrechende Bomben eingesetzt. Nach dem Machtwechsel in Syrien ist auch Syrien kein Verbündeter des Iran mehr."
In einer ersten Reaktion telefonierte Bundeskanzler Friedrich Merz mit Emmanuel Macron und Keir Starmer. Beide Konfliktparteien wurden im Anschluss zur Deeskalation aufgerufen. Merz fordert Israel und den Iran auf, "keine weiteren Schritte zu unternehmen, die die Region destabilisieren könnten."
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