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Offiziell wird Anfang November der neue Präsident der Vereinigten Staaten gewählt. Doch der Wahlvorgang hat schon begonnen: Über zehn Millionen wahlberechtigte Amerikaner und Amerikanerinnen haben bereits ihre Stimme abgegeben. Trotzdem könnte es sein, dass bis zum Wahltag nicht alle ihre Stimme abgeben können, die wollen.

Drei Wochen vor der Präsidentschaftswahl in den USA haben bereits 10,3 Millionen Amerikaner ihre Stimme abgegeben – das sind deutlich mehr als zum gleichen Zeitpunkt bei der letzten Wahl 2016. Das dürfte vor allem an der Corona-Pandemie liegen: Die Frühwahl erfolgt durch die Stimmabgabe an einem bestimmten Ort oder per Briefwahl. Viele wollen dieses Jahr den Gang ins Wahllokal mit tausend anderen Menschen vermeiden.

"Jeder Bundesstaat hat seine eigenen Gesetze. Briefwahl gibt es zwar überall – die Bedingungen sind aber sehr unterschiedlich."
Doris Simon, Deutschlandfunk-Korrespondentin für die USA

In Deutschland ist es nicht sehr kompliziert: Wer früher wählen möchte, schickt seine Stimme per Brief ab oder geht vorab ins Rathaus. Das ist in den USA nicht so leicht – zumindest nicht überall. Denn jeder Bundesstaat regelt seine Wahl selbst.

Deswegen gibt es an vielen Orten andere Bedingungen, sagt Doris Simon, Deutschlandfunk-Korrespondentin für die USA. Viele Amerikaner haben bis zu diesem Jahr wohl kaum so genau über die verschiedenen Möglichkeiten Bescheid gewusst.

Fälschungen bei Briefwahl sind gering

Der Präsident hat in den letzten Wochen gegen die Briefwahl gewettert: Zu leicht sei eine Fälschung möglich. Untersuchungen der letzten Jahrzehnte aber zeigen, dass es kaum Fälschungen gab. Bekannt sind nur etwa tausend Fälle in 25 Jahren, sagt Doris Simon.

Natürlich kommt es vor, dass Briefunterlagen mal falsch verschickt werden oder etwas bei der Post liegen bleibt. Besonders dieses Jahr gibt es bei der US-Post viele Probleme. Dennoch seien diese Vorkommnisse marginal.

"In Kalifornien dürfen Personen Wahlunterlagen von mehreren sammeln und in bestimmte Kästen werfen. Die Republikaner haben deshalb beschlossen eigene Kästen aufzustellen. Dazu sind sie aber nicht berechtigt."
Doris Simon, Deutschlandfunk-Korrespondentin für die USA

Da viele Amerikaner dieses Jahr die Frühwahl nutzen wollen, gab es im Fernsehen und Internet eine massive Aufklärung über die verschiedenen Regelungen der einzelnen Bundesstaaten. Jeden Tag gibt es aber auch Neuigkeiten aus allen Staaten über die Briefwahl, sagt Doris Simon.

So zum Beispiel aus Kalifornien: Dort dürfen Personen mehrere Wahlunterlagen sammeln und für andere abgeben. Etwa wenn die Eltern zu krank sind, um die Stimme selbst abzugeben. Dafür gibt es bestimmte Briefkästen. Deswegen haben die Republikaner eigene Kästen vor Waffenläden und Kirchen aufgestellt – die mussten sie allerdings wieder abbauen.

Registrierung für Briefwahl zusammengebrochen

Auch in anderen Staaten gibt es Probleme: In Virginia ist beispielsweise am letzten Tag der Registrierung für die Briefwahl das Portal zusammengebrochen, erzählt Doris Simon.

In Texas gibt es eine regelrechte "Voter Suppression" – das meint die Unterdrückung der Wähler, um die Wahl zu beeinflussen. Denn dort hat das Oberste Gericht gerade dem republikanischen Gouverneur Recht gegeben: Aus Angst, dass zu viele Wähler durch die von den Behörden aufgestellten Kästen ihre Briefwahl-Stimme den Demokraten geben, hat er verfügt, dass es nur noch einen solchen Kasten pro County geben darf.

Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

Shownotes
US-Wahl 2020
Das Chaos mit der Stimmabgabe
vom 13. Oktober 2020
Moderator: 
Ralph Günther
Gesprächspartnerin: 
Doris Simon, Deutschlandfunk-Korrespondentin für die USA