Der Versicherungskonzern Allianz hat ausgerechnet: Das weltweite Vermögen ist in einem Jahr auf 169 Billionen Euro gewachsen. Ein Wachstum von über 7 Prozent. Unser Wirtschaftsexperte Jörg Brunsmann sagt: Das ist eine Luftblase.

Die Studie der Allianz klingt erst mal super: Wir werden alle immer reicher. Toll. Ganz so einfach lässt sich das aber nicht sagen, erklärt unser Wirtschaftsdurchblicker Jörg Brunsmann. Klar, viele von uns haben heute mehr Besitz als die Menschen vor 20 oder 30 Jahren. Vor allem Autos, Häuser und teure Elektronik.

Aber...

Auf diese Besitztümer haben die Autoren der Studie gar nicht geguckt - und die wären auch ziemlich schwer zu ermitteln. In der vorliegenden Studie zählt deshalb nur das zum Reichtum, was sich direkt zählen lässt. Heißt:

  • Geld auf Bankkonten
  • Aktien und anderen Wertpapiere
  • Versicherungen
  • Pensionsfonds

Also wer nur hundert Euro auf dem Konto hat, dafür aber drei Mietshäuser besitzt oder zehn Autos, der taucht in der Studie gar nicht als reich auf.

Dieser Reichtum kann sich ganz schnell auflösen

Das Wichtigste verschweigt die Studie, sagt Jörg Brunsmann. Nämlich dass sich viel von diesem Vermögen ganz schnell in heiße Luft auflösen kann. In den letzten Jahren haben wir eine Geldschwemme gesehen. Niedrige Zinsen ermöglichen günstige Kredite - und von diesen Krediten lassen sich zum Beispiel gut Aktien kaufen. 

"Irgendwann platzt diese Blase und der ganze schöne Reichtum, der jetzt auf dem Papier steht, löst sich in Luft auf."
Jörg Brunsmann, Wirtschaftsjournalist

Viel Nachfrage bei Aktien heißt: Der Preis steigt. Wie immer, wenn etwas nur begrenzt verfügbar ist. Und aktuell erreichen viele Aktien Höchststände. Das hat aber weder etwas mit tatsächlichem Reichtum zu tun, noch sagt es etwas darüber aus, wie gut es den Unternehmen geht.

Wie reich bin ich wirklich?

Der Besitz von Aktien sagt also nur sehr begrenzt etwas über tatsächlichen Reichtum aus. Klar, wer arm ist und von der Hand in den Mund lebt, kauft keine Aktien. Aber in die Zahl von 169 Billionen Euro Weltvermögen ist Afrika zum Beispiel gar nicht reingerechnet. Das findet Jörg Brunsmann problematisch. 

"Wenn du in Deutschland 1000 Euro im Monat verdienst, dann musst du ganz schön rechnen und knapsen. In Ägypten oder im Kosovo bis du damit reich."
Jörg Brunsmann, Wirtschaftsjournalist

Aussagekräftiger in puncto Reichtum ist da schon der HDI, der Human Development Index, der von den Vereinten Nationen berechnet wird. Indikatoren für Reichtum sind da zum Beispiel die Lebenserwartung. Oder Bildung. Denn reiche Länder haben eine bessere medizinische Versorgung und auch ein besseres Schulsystem.

Wer wissen will, wie reich er so im Vergleich zu anderen ist, der bekommt auf globalrichlist.com einen Überblick.

Shownotes
Vermögenswachstum
Was heißt hier reich?
vom 28. September 2017
Moderation: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Jörg Brunsmann, Wirtschaftsjournalist