Joe Biden wird mit Kamala Harris als Vize-Kandidatin bei der US-Präsidentschaftswahl im November antreten. Dass Biden mit Harris in den Wahlkampf zieht, sei symbolisch ein wichtiges Ereignis, sagt die Politikwissenschaftlerin Emilia Roig. Sie erklärt, wie die Senatorin und neue Vize-Präsidenschaftskandidatin Harris in der schwarzen Community ankommt.
Dass Kamala Harris die Vize-Präsidentschaftskandidation der US-Demokraten wurde, sei in der schwarzen Community sehr positiv aufgenommen worden, so Emilia Roig vom Center for Intersectional Justice (CIJ) Berlin. "Endlich gibt es eine schwarze Frau bei den Demokraten", fasst Emilia Roig die Stimmung zusammen.
Es gab auch Stimmen, die daran erinnerten, dass die Hoffnungen, die die schwarze Community in Barack Obama bei seiner Wahl zum Präsidenten gesetzt hatten, nicht erfüllt wurden. Man solle kritisch bleiben. Ein Punkt sei zum Beispiel, dass sich Kamala Harris als Staatsanwältin nicht stark genug gegen Polizeigewalt positioniert habe, so Emilia Roig.
Wie positioniert sich Kamala Harris?
Die Politikwissenschaftlerin erinnert aber auch daran, dass es nicht die eine schwarze Community in den USA gibt.
"Wir können nicht von einer homogenen schwarzen Community sprechen."
Es gibt unterschiedlichste Stimmen und auch Themen. Einzelne wichtige Felder lassen sich herausfiltern. Zum Beispiel soziale Gerechtigkeit, so Emilia Roig. Oder auch "racial justice": das heißt, Gerechtigkeit unabhängig von Herkunft und Hautfarbe. Hierzu zählen dann Fragen der Strafverfolgung und Polizei ebenso von Bildung und Gesundheit. "Das sind die Hauptthemen. Aber natürlich alle anderen Themen, die die Gesamtgesellschaft betreffen, sind auch für die schwarze Community wichtig", sagt Emilia Roig.
Zu diesen Themen habe sich Kamala Harris zuletzt positioniert, so Emilia Roig. "Vor allem nach dem Mord von George Floyd." Der Afroamerikaner war im Mai 2020 durch einen gewaltsamen Polizeieinsatz ums Leben gekommen. Danach gab es fast täglich Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt.
Ein wichtiges symbolisches Ereignis
Kamala Harris konnte damit Menschen aus der schwarzen Community für sich gewinnen. Aber es bleibe eben auch die Erinnerung an 2008: Damals waren die Hoffnungen in Barack Obama als ersten schwarzen US-Präsidenten sehr groß. "Das war ein wichtiges symbolisches Ereignis", sagt Emilia Roig. "Aber das heißt eben nicht, nur weil er schwarz ist, dass er auch die Interessen von schwarzen Menschen vertritt."
In beiden Amtszeiten unter Präsident Barack Obama sei die Inhaftierungsrate schwarzer Menschen angestiegen. Diese Rate liegt höher als der Anteil von Schwarzen an der US-Bevölkerung insgesamt: Das Justizsystem wird deshalb immer wieder als ungerecht kritisiert.
Bei der Wahl von Kamala Harris zur Vize-Präsidentschaftskandidatin der US-Demokraten verhalte es sich ähnlich: Symbolisch sei es ein sehr gutes Zeichen, dass Kamala Harris es soweit in der Politik gebracht habe, sagt Emilia Roig. Das heiße aber nicht, dass sie alle politischen Felder, die bislang zur Diskriminierung und Marginalisierung schwarzer Menschen und People of Colour beigetragen haben, auch grundlegend verändern wolle.
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