In elf Millionen Fahrzeuge weltweit hat der VW-Konzern eine Steuerungssoftware eingebaut, die die Abgaswerte bei Tests herunter reguliert. Der hohe Stickstoffdioxid-Ausstoß schadet uns und der Umwelt gleichermaßen.
Erst hieß es, dass die Steuerungssoftware, die die Abgaswerte bei VW-Diesel-Autos manipuliert, in rund 480.000 Autos in den USA eingebaut wurde. Inzwischen ist aber die Rede von 11 Millionen Fahrzeugen weltweit. Die britische Zeitung "The Guardian" hat errechnet, dass es dadurch zu einer Million Tonnen zusätzlicher Luftverschmutzung gekommen ist. Inzwischen ermitteln verschiedene US-Staatsanwaltschaften gegen den Konzern. Im Wissensgespräch erklärt Jule Reimer aus unserer Umweltredaktion.
Technologie in Autos vorhanden, aber nicht genutzt
Zwei verschiedene Technologien werden genutzt, um den Abgasausstoß von VW-Diesel-Fahrzeugen zu verringern. Die günstigere Variante nutzt Speicher-Katalysatoren, die nach einer gewissen Zeit jedoch einfach keine Speicherkapazität mehr haben. Die teurere Variante arbeitet mit Harnstoff, der Stickstoffdioxide in seine unbedenkliche Bestandteile zersetzt. Beide Technologien sind in die Fahrzeuge eingebaut, aber die nachhaltigere Harnstoff-Methode kommt durch eine eingebaute Steuerungssoftware nur bei Tests zum Einsatz. Wenn sie ständig genutzt werden würde, müssten die Fahrzeughalter immer wieder zur Werkstatt fahren, um den Harnstoff-Tank auffüllen zu lassen. Denn sobald der leer ist, steigt der Stickstoffdioxidausstoß und übertrifft die erlaubten Werte.
"Die Harnstoff-Einspritzung sorgt wohl auch dafür, dass die Autos weniger schnittig fahren und das wollte VW offenbar den Kunden ersparen."
Die umweltschädlichen Stickstoffdioxide schädigen Pflanzen: Bei erhöhten Werten können sie gelbe Blätter bekommen und der Wuchs wird beeinträchtigt. Die Stoffe tragen zur Überdüngung und Versauerung des Bodens bei. Beim Menschen können sie Atemwegserkrankungen auslösen. Besonders Asthmatiker sind dadurch stark betroffen. Die Stickstoffdioxide können auch Sommersmog verursachen, der wiederum Kopfschmerzen hervorrufen kann. Außerdem wird die Feinstaubbildung verstärkt, die zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen kann. Das verantwortungslose Vorgehen des deutschen Traditionsunternehmen hat zu einem großen Imageschaden geführt und zu Aktieneinbrüchen an der Börse.