Kaminzimmer, riesige Sprossenfenster und Fischgrät-Parkett: So prächtig kann Wohnen sein – und trotzdem bezahlbar. Fünf Freunde aus Saarbrücken haben gemeinsam eine Villa gekauft und machen daraus einen günstigen Wohnort, Kulturlocation inklusive.

Das eindrucksvolle Haus kennen Julius und Friedrich seit der Kindheit – es gehörte der Familie des verstorbenen Saarbrücker Regisseurs Max Ophüls. Als es irgendwann zum Vermieten freisteht, bewerben sich Julius und Friedrich und kriegen es. Und so ziehen sie mit knapp zwanzig Jahren in die Villa, die sie Waldresidenz nennen, und machen daraus eine WG.

Als das Haus später zum Verkauf steht, fassen die Freunde einen Plan: Sie wollen es kaufen, renovieren und die Zimmer zu einem bezahlbaren Preis vermieten.

Der Kaufprozess zog sich zwei Jahre

Doch bevor das möglich wird, muss der Kauf erst mal klappen. Allein dieser Prozess – also die Verhandlungen mit dem Eigentümer und die Beratungsgespräche bei Banken, Architekten und Notaren – hat zwei Jahre gedauert, erinnert sich Julius.

Dann endlich: Seit Mai 2025 gehört die Villa Julius und Friedrich gemeinsam mit drei weiteren Freunden: Elias, Bartolomeo und Johannes. Momentan wohnen in der Waldresidenz acht Menschen – alles Studis und Azubis. Das teuerste Zimmer kostet monatlich 390 Euro, das günstigste 300.

Die Villa Waldresidenz in Saarbrücken umgeben von Bäumen
© Friedrich Karger
Seit Mai 2025 gehört diese Villa den fünf Freunden Elias, Friedrich, Bartolomeo, Johannes und Julius.

330.000 Euro hat die Villa insgesamt gekostet. Dafür haben die fünf Studenten, die inzwischen alle Ende zwanzig sind, einen Kredit aufgenommen.

"Wir haben gesagt, jeder gibt, was er kann. Jeder hat seine Eltern gefragt. Und es ist so, dass ein Teil aus Früherbes oder bereits erhaltenem Erbe stammt."
Friedrich, Villa-Besitzer

Den Kredit zahlen sie über die laufenden Mieteinnahmen ab. Um das Haus fit zu machen, nehmen die fünf, wenn nötig, kleinere private Kredite auf. Erst im Sommer haben sie das Dach saniert – und zwar ganz allein.

Eine Villa als WG und Ort der Kultur

Und zwischendurch organisieren sie Events. Denn die Waldresidenz soll auch ein Kulturort sein. Im Kaminzimmer – ja, so etwas gibt es hier – haben zwei Punkbands gespielt. "Dann waren hier so 40 Leute am Pogen", erzählt Friedrich. "Ansonsten nutzen wir den Raum als Kinozimmer oder sitzen hier zusammen rum, machen Musik oder irgendwas anderes Schönes."

"Das Haus hat sehr viel zusammengeschweißt. Es ist eine Agora am Waldrand, wo wir zusammenkommen und uns experimentell sozial austoben und unsere Freundschaft einfach wachsen und gedeihen lassen."
Julius, Villa-Besitzer

Die Gemeinschaft steht für die fünf Freunde im Mittelpunkt. Entscheidungen treffen sie immer gemeinsam. Und auch für den Fall eines Streits – gab's bislang noch nicht – oder sogar Todes haben die fünf vorgesorgt. Sie haben eine Firma gegründet und alle Möglichkeiten vertraglich festgehalten.

Wenn einer das Projekt verlassen will, kann er das tun, sagt Julius. "Dann muss man aber damit klarkommen, dass man über einen längeren Zeitraum ausgezahlt wird." So wollen sie sicherstellen, dass ihr Projekt nicht aus finanziellen Gründen ruiniert wird. Das ist aber nur vorsorglich – es läuft für die fünf Freunde in der denkmalgeschützten Villa. Nächster Punkt auf der Renovierungsliste: die Dachfenster.

Shownotes
Waldresidenz in Saarbrücken
Fünf Freunde kaufen eine Villa
vom 08. Dezember 2025
Moderation: 
Dominik Schottner
Autorin: 
Jana Bohlmann