Für Menschen, die eine Haftstrafe absitzen müssen, ist Weihnachten eine harte Zeit. Dann ist die Trennung von Freunden und Familie besonders spürbar. Auch, weil dann die hauseigenen Werkstätten geschlossen haben.

Seit den 80er Jahren gibt es in Deutschland die Weihnachtsamnestie. Kurz vor Weihnachten bekommen die Häftlinge eine Reststrafe erlassen, die sowieso danach entlassen würden. Das regelt jedes Bundesland ein bisschen anders. Nur in Bayern und Sachsen gibt es diese Weihnachtsamnestie nicht. Die Begründung: Das ist den Insassen gegenüber unfair, die im Sommer entlassen werden. Die kommen nämlich nicht früher raus, weil eben kein Nächstenliebe-Fest in der Nähe ist.

Für alle, die ihre Zeit im Gefängnis verbringen müssen, weil die Haftstrafen noch laufen, ist die Weihnachtszeit nicht leicht. Weil die Werkstätten geschlossen haben, gibt es nichts zu tun. Das ist besonders hart, wenn sich an die Weihnachtstage noch ein Wochenende anschließt, so wie dieses Jahr.

"Ich hab viel Post rausgeschickt und versucht, den Kontakt zur Familie aufrecht zu erhalten. Das ist schwer und stimmt mich auch ein bisschen traurig. Ansonsten: Fernsehen gucken, lernen und die Zeit tot schlagen."
Endro, sitzt eine Haftstrafe in der JVA Geldern ab

Deshalb gibt es zum Beispiel in der JVA Geldern am Niederrhein ein Weihnachtsessen, die Kirche hat in der Vorweihnachtszeit Geschenke verteilt und häufig wird den Gefangenen auch Umschluss angeboten. Das heißt, sie dürfen für eine gewisse Zeit mit einem anderen Inhaftierten in eine Zelle, damit es nicht zu allzu einsam wird.

Auch Seelsorger kümmern sich in der Zeit verstärkt um die Insassen. Rüdiger Hagens ist Seelsorger in der JVA Heinsberg und betreut dort die jugendlichen Häftlinge. Zur Weihnachtszeit bietet er Gespräche an, es gibt natürlich Gottesdienste und auch eine kleine Weihnachtsfeier.

Shownotes
Weihnachten im Knast
"Fernsehen, lernen, Zeit totschlagen"
vom 23. Dezember 2015
Moderation: 
Sonja Meschkat
Autorin: 
Tina Kießling