Investitionen in neue Radwege lohnen sich gleich mehrfach, zeigt eine aktuelle Studie im Fachmagazin PNAS. Die Umgestaltung von Straßen hat demnach messbare Vorteile für die öffentliche Gesundheit und den Klimawandel.

Das ist mal eine eindrucksvolle Zahl: Jeder neue Kilometer Fahrradweg bedeutet ca. 13.400 zusätzliche Kilometer Fahrradverkehr pro Jahr. Zu diesem Schluss kommen Forschende in einer Studie, die gerade im Fachmagazin PNAS erschienen ist.

Mehr Radwege führen zu mehr Rad- und Fußgängerverkehr

Und: Wo es viele Radwege gibt, gehen auch mehr Menschen zu Fuß – vermutlich, weil durch Radwege der Autoverkehr insgesamt zurückgedrängt wird und die Straßen so für Fußgänger*innen sicherer werden.

Für ihre Untersuchung haben die Forschenden Daten zur Fortbewegung in Städten daraufhin untersucht, wie sie sich auf Autos, öffentlichen Nahverkehr, Radfahren und zu Fuß gehen verteilt, und wie jeweils die Voraussetzungen dafür in den Städten sind.

"Laut den Google-Daten werden drei Viertel aller Wege in der Stadt mit dem Auto zurückgelegt."
Matthias Wurms, Deutschlandfunk Nova Wissensnachrichten

Die Daten aus dem Jahr 2023 stammen von Google und decken immerhin gut 40 Prozent der weltweiten Stadtbevölkerung ab. Zwar fehlt China in diesem Datensatz, aber laut den Forschenden sind insgesamt 14 Mal mehr Städte erfasst als in der bisher größten Studie zu Verkehrsemissionen.

Städte sind besonders entscheidend für Emissionen, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Matthias Wurms. Die meisten Menschen leben nämlich in Städten und 70 Prozent aller Treibhausgase werden dort verursacht.

Weniger Emissionen und Gesundheitsausgaben

Einige Vorzeige-Städte machen vor, wie es gut laufen kann – Amsterdam oder Kopenhagen zum Beispiel. Die Menschen legen die Hälfte aller Wege dort per Rad oder zu Fuß zurück.

Und das heißt, erklärt Matthias Wurms: "Wenn jede Stadt ihr Fahrradnetz auf das Niveau von Kopenhagen ausbauen würde, dann könnten die Emissionen aus dem privaten Autoverkehr um bis zu zehn Prozent sinken. Und an Gesundheitskosten ließen sich gut 400 Milliarden Euro pro Jahr sparen."

Bei den untersuchten Städten zeigten sich riesige Unterschiede: Während in einigen gar nicht Rad gefahren wird, schneiden Städte in Nordeuropa besonders gut ab, aber auch einige in Lateinamerika, Bangladesch, Marokko und Japan.

Was uns vom Auto wegbringt

Die Forschenden haben mehrere mögliche Ursachen dafür ausmachen können:

  • Der deutlichste Zusammenhang zeigte sich bei der Dichte der Bevölkerung: Je enger die Stadt, desto mehr wird zu Fuß oder mit dem Rad erledigt, weil die Wege dann kürzer sind.
  • Die Infrastruktur spielt auch eine wesentliche Rolle – in Nordeuropa ist sie deutlich besser als anderswo.
  • Für das Radfahren spielt es auch eine Rolle, ob eine Stadt eher flach oder hügelig ist.

Hausaufgaben für Stadtplaner*innen

Was kann also getan werden, damit mehr Menschen aufs Rad umsteigen oder zu Fuß gehen? Das empfehlen die Forschenden:

  • gute Infrastruktur für Radfahrer*innen und Fußgänger*innen
  • mehr Verdichtung: höher bauen statt in die Breite - damit werden die Wege kürzer
  • guter öffentlicher Nahverkehr
  • höhere Benzinpreise motivieren mehr Menschen, vom Auto auf andere Verkehrsmittel umzusteigen
Shownotes
Mobilität, Klimaschutz und Gesundheit
Weniger CO2 und Gesundheitskosten: Radwege lohnen!
vom 10. Juni 2025
Moderation: 
Lena Mempel
Gesprächspartner: 
Matthias Wurms, Deutschlandfunk-Nova-Wissensredaktion