Eine neue Milch namens "Du bist hier der Chef" will bio und fair sein. Die Anforderungen an die Milch wurden von einer Verbraucher-Community definiert. Rausgekommen ist eine Bio-Weidemilch für 1,45 Euro den Liter.

Über einen Online-Fragebogen haben fast 9.000 Verbraucherinnen und Verbraucher abgestimmt, wie sie sich ihre perfekte Milch vorstellen. Das, was nun in der Milchtüte von “Du bist hier der Chef” drinsteckt, ist quasi das Ergebnis dieser Abstimmung – also das, was die meisten sich gewünscht haben, berichtet Matthis Dierkes aus der Deutschlandfunk-Nova-Redaktion. "Diese Milch wurde von uns Verbrauchern gewählt", steht deshalb auch unübersehbar auf der Milchtüte.

Hinter der Initiative steckt eine Gemeinschaft, die sich als Verein organsiert hat. Der Verein übernimmt nach eigenen Angaben die Entscheiderrolle des Projektes sowie die Steuerung der Initiative.

Je fairer, desto teurer

In dem Online-Fragebogen der Initiative gab es rund zehn Kategorien und Fragen. Die Teilnehmenden sahen immer, was die Milch kosten würde: Ohne irgendwelche Besonderheiten waren das unter 80 Cent. So viel wie die billigsten Milchprodukte auf dem Markt.

Je nachdem, was einem wichtig war, zum Beispiel Weidehaltung oder Stallhaltung, Bezahlung der Landwirte, Frischgras-Fütterung oder nicht etc., entwickelte sich der Preis dann nach oben.

Bio-Weidemilch für 1,45 Euro

Herausgekommen ist am Ende eine Bio-Weidemilch für 1,45 pro Liter.

  • Die Kühe haben mindestens vier Monate auf der Weide gestanden
  • Sie wurden größtenteils mit Frischgras gefüttert
  • Die Landwirte bekommen pro Liter 58 Cent

Im Vergleich sei das ziemlich viel, sagt Matthis Dierkes. Milchprodukte, die damit werben, dass die Landwirte fairer bezahlt werden als im Schnitt, gibt es zwar schon. Laut Stiftung Warentest sind die aber häufig zu kompliziert. Für die Landwirte sei nicht garantiert, dass sie dauerhaft mehr verdienen.

Erst mal nur in Hessen

Momentan kann man die "Community-Milch" fast nur in Hessen kaufen, und dort auch nur in Rewe-Märkten. Aktuell macht nämlich nur eine Molkerei aus Willingen in Nordhessen mit. Doch es sollen bald Weitere dazukommen, verspricht Nicolas Barthelmé, Gründer der Verbraucherinitiative.

"Eine Molkerei im Süden und eine im Norden stehen eigentlich schon in den Startlöchern. Und eine im Osten. Um ähnlich regional produzieren und vermarkten zu können."
Nicolas Barthelmé, Gründer der Verbraucherinitiative "Du bist hier der Chef!"

Der Vertrieb der Milch soll behutsam und langsam aufgebaut werden, so die Verbraucherinitiative. Trotzdem soll sie irgendwann auch in möglichst vielen weiteren Supermärkten in Deutschland zu kaufen sein. Es laufen schon Gespräche mit weiteren Ketten, sagt Nicolas Barthelmé.

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In Frankreich ist das Vorbild von "Du bist hier Chef" schon sehr erfolgreich: Das Konzept wird dort mittlerweile mit mehr als 30 Lebensmitteln umgesetzt.

Eier, Kartoffeln und Butter in Planung

Das soll bald auch in Deutschland passieren. Laut Nicolas Barthelmé gibt es aus der Community schon viele Wünsche.

"Eier, Kartoffeln, Mehl, Honig und Butter liegen aktuell ganz vorne. Das sind die Produkte, die wir jetzt nach und nach angehen werden."
Nicolas Barthelmé, Gründer der Verbraucherinitiative "Du bist hier der Chef!"

Der Fragebogen für die Eier sei so gut wie fertig und soll in den nächsten zwei Wochen online gehen, so die Verbraucherinitiative. Dass das Projekt bei uns automatisch so gut ankommt wie in Frankreich, quasi als Selbstläufer, glaubt Matthis Dierkes aber nicht. In unserem Nachbarland hätten Lebensmittel nämlich traditionell einen deutlich höheren Stellenwert und für die Menschen sei es ganz normal, dafür mehr Geld auszugeben.

Shownotes
"Du bist hier der Chef"
Wenn Verbraucher Milch fair vermarkten
vom 21. Juli 2020
Moderation: 
Diane Hielscher
Gesprächspartner: 
Matthis Dierkes, Deutschlandfunk Nova