Seit 300.000 Jahren tigert die Wildkatze durch Deutschlands Wälder, dabei waren sie vor knapp 80 Jahren fast ausgestorben. Nun erholt sich die Art wieder etwas. Doch außer Gefahr sind sie trotzdem noch nicht.

Immer mehr Tierarten sterben aus, doch manchmal erholen sich Arten auch wieder. So geschieht es derzeit mit der deutschen Wildkatze. Galt sie vor 80 Jahren noch fast als ausgestorben, so ist sie heute wieder vermehrt in deutschen Wäldern zu entdecken.

Bestand in Deutschland wächst wieder

Vor 200 Jahren waren Wildkatzen in Deutschland noch weit verbreitet. Doch die intensive Jagd und die stetige Verkleinerung ihres Lebensraumes haben dazu geführt, dass sie Anfang des 20. Jahrhunderts fast völlig ausgestorben waren, erklärt Biologe Mario Ludwig. Heute gibt es laut Schätzungen wieder etwa 5.000 bis 7.000 Tiere. Die Population erholte sich dank der konsequenten Schutzstellung seit den 1930er Jahren und vor allem seit den intensiven Bestrebungen von Naturschutzverbänden seit 1990.

"Katzenbesitzer wissen: Baldrian ist eine Pflanze, die ihren Stubentiger geradezu magisch in ihren Bann zieht. Wildkatzen machen da keine Ausnahme. Auch sie sind regelrechte Baldrianjunkies."
Mario Ludwig, Biologe

Die Tiere sind zwar scheu, doch mit einem Trick, können wir sie mit etwas Glück in unsere Nähe locken. So wie auch bei Hauskatzen, hat Baldrian auch auf Wildkatzen eine euphorisierende und stimulierende Wirkung. Auch Wildkatzen werden geradezu von dieser Pflanze angezogen, erklärt Mario Ludwig. Eine Eigenschaft, die sich Wildbiologen beim Erfassen des Wildkatzenbestandes zunutze machen.

So erkennst du eine Wildkatze

Auf den ersten Blick könnte man eine Wildkatze mit einer getigerten Hauskatze verwechseln, sagt Biologe Mario Ludwig. Aber: Wildkatzen sind deutlich massiger und kräftiger gebaut als Hauskatzen und haben sehr viel längeres Fell. Noch auffälliger ist aber der lange, stumpf endende und mit geringelte Schwanz der Wildkatze.

Schwanz einer Wildkatze
© imago images | Blickwinkel
Der Schwanz einer Wildkatze ist das auffälligste Unterscheidungsmerkmal zu einer Hauskatze

Aber es gibt auch Gemeinsamkeiten. Wildkatzen fressen genauso wie ihre häuslichen Verwandten gerne Mäuse. Sie machen über 90 Prozent des Beutespektrums einer Wildkatze aus. Der Rest setzt sich aus Kleinvögeln, Fröschen, Eidechsen und Insekten zusammen.

Übrigens: Wildkatzen gibt es in Deutschland schon sehr viel länger als die uns so bekannten Hauskatzen. Die wurden von den ersten Römern nach Deutschland gebracht – also vor etwa 2000 Jahren. Die Wildkatze streift schon seit 300.000 Jahren durch die deutschen Wälder.

Schutzprogramm des Bundes

2011 hat das Bundesumweltministerium fast vier Millionen in die Hand genommen, um dem Wildkatzenbestand auf die Sprünge zu helfen. In den Bundesländern Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Thüringen wurden durch die Pflanzung von Bäumen und Büschen wieder Wälder miteinander verbunden, die zuvor durch intensive Landwirtschaft oder den Bau von Siedlungen verloren gegangen waren, sagt Mario Ludwig. Damit wurden der Wildkatze neue Lebensräume zugänglich gemacht.

"Durch das Schutzprogramm des Bundes wurden der Wildkatze neue Lebensräume zugänglich gemacht, die zuvor durch intensive Landwirtschaft oder den Bau von Siedlungen verloren gegangen waren."
Mario Ludwig, Biologe

Ganz außer Gefahr sind die Tiere trotzdem nicht. Zum einen leiden sie an einer hohen Jungensterblichkeit: Nur eines von vier geborenen Wildkätzchen erreicht das Erwachsenenalter. Und zum anderen fallen viele Wildkatzen dem dichten und befahrenen Straßennetz, das sie in ihren Revieren überqueren müssen, zum Opfer.

Shownotes
Wildkatzen
Deutschlands kleine Tiger sind zurück
vom 22. April 2020
Moderator: 
Markus Dichmann
Gesprächspartner: 
Mario Ludwig, Biologe