Dreiecke, Kreise, Quadrate – geometrische Formen empfinden die allermeisten Menschen als angenehm und schön.
Aber ist das angeboren, oder nur deshalb so, weil es in unserer gestalteten Umgebung viele geometrisch geformte Gebäude, Geräte und Gegenstände gibt? Mit dieser Frage haben sich Forschende aus Paris in einem Experiment beschäftigt. Daran beteiligt waren etwa 600 Erwachsene und 1.200 Kleinkinder aus Frankreich und 22 Angehörigen eines Naturvolks aus Namibia, also Menschen, in deren Umgebung es weniger künstliche geometrische Formen gibt. Ihnen wurden auf einem Bildschirm sechs Vierecke gezeigt, fünf davon waren identisch, eins sah ein wenig anders aus. Diese abweichende Form sollten die Testpersonen erkennen. Danach wurde das Experiment auch mit 26 Pavianen, also Menschenaffen durchgeführt, die speziell darauf trainiert waren. Ergebnis: Unabhängig vom Alter und der kulturellen Herkunft war die Trefferquote bei den Menschen umso höher, je symmetrischer und regelmäßiger die Formen waren. Bei den Pavianen gab es diesen Effekt dagegen nicht. Die Forschenden schließen daraus, dass wahrscheinlich nur Menschen einen Sinn für Geometrie und abstrakte Symbole haben, und dass diese Eigenschaft angeboren ist. Das müsse aber in weiteren Vergleichs-Experimenten mit anderen Menschenaffen-Arten überprüft werden.
Den Forschenden zufolge sprechen die Ergebnisse gegen die These, dass unsere Vorliebe für geometrische Formen kulturell anerzogen ist. Stattdessen spräche sie wohl für die Annahme, dass unser Gehirn symmetrische geometrische Formen – also rechte Winkel, gleiche Seitenlängen, Kreisformen – mit weniger Energieaufwand erkennen kann als unregelmäßige Formen mit vielen Form-Merkmalen.
