In allen Menschen steckt ein bisschen Neandertaler - und zwar mehr, als bisher angenommen.

Bisher ist die Wissenschaft davon ausgegangen, dass sich Neandertaler und Homo sapiens erst getroffen und Kinder gezeugt haben, als unsere Vorfahren Afrika verlassen haben. Deshalb haben die Neandertaler nach gängiger Meinung so gut wie keine Spuren im Erbgut von afrikanischen Menschen hinterlassen.

Ein US-amerikanisches Forschungsteam berichtet jetzt aber, dass diese Annahme falsch ist. Sie haben eine neue Methode angewandt, um Neandertaler-Erbgut in der DNA zu finden: Sie verglichen das urzeitliche Erbut eines Neandertalers aus dem Altai-Gebirge mit dem Ergbut von über 2.500 modernen Individuen. Anschließend berechneten sie, welche Ähnlichkeiten auf die gemeinsame Abstammung von Neandertaler und Homo sapiens zurückgeführt werden können und welche auf Ereignisse in der jüngeren Vergangenheit zurückzuführen sind.

Dabei kam heraus: Auch heute lebende Afrikaner*innen haben einiges an Neandertaler-DNA geerbt. Das Wissenschafts-Team geht deshalb davon aus, dass es auch schon vor der großen Migrationswelle Techtelmechtel zwischen Homo sapiens aus Afrika und Neandertalern gab. Dadurch sei schon vor 100.000 bis 200.000 Jahren Neandertaler-DNA ins Homo-sapiens-Erbgut gelangt.