Die Autolobby hat nicht nur Versuche mit Affen finanziert, sondern auch Experimente mit Menschen.

Am Wochenende ist bekannt geworden, dass der Autolobby-Verband EUGT (Europäische Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor) einen Versuch mit 25 Probanden gefördert hat. Am Uniklinikum Aachen mussten sie demnach mehrere Stunden lang giftiges Stickstoffdioxid in unterschiedlichen Dosen einatmen, das vor allem in Autoabgasen vorkommt. Die Studie wurde 2016 veröffentlicht. Laut der inzwischen aufgelösten EUGT hatte das Reizgas keine Wirkung auf die gesunden Teilnehmer.

Die Bundesregierung hat die Abgasversuche der Autoindustrie verurteilt. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, diese Tests seien ethisch in keiner Weise zu rechtfertigen. Das Bundesverkehrsministerium teilte mit, man habe kein Verständnis dafür. Die Untersuchungen hätten nicht der Wissenschaft gedient, sondern ausschließlich PR-Zwecken. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks von der SPD beschrieb die Vorgänge als "abscheulich". Der Volkswagen-Aufsichtsrat kündigte eine Untersuchung an. Die Verantwortlichen seien selbstverständlich zur Rechenschaft zu ziehen. Ein Sprecher des Daimler-Konzerns sagte, man sei über das Ausmaß und die Durchführung erschüttert. 

Die Uniklinik Aachen, an der die Tests an Menschen durchgeführt wurden, teilte mit, es habe keinen Zusammenhang mit dem Diesel-Skandal gegeben. Bei der Studie sei es nicht um Autoabgase gegangen, sondern um Stickstoffdioxid-Grenzwerte am Arbeitsplatz. Die Ethikkommission der Universität habe die Untersuchung als vertretbar bewertet. 

Laut des Uniklinik-Sprechers hat der Auto-Forschungsverband EUGT die Studie finanziell gefördert, die Forscher aber nicht beeinflusst. Der Lobbyverband war von Daimler, Bosch, BMW und VW gegründet worden. Er war gerade erst wegen eines Abgas-Experiments mit Affen in den USA in die Kritik geraten.