Auf abgelegenen Inseln leben unzählige seltene Reptilienarten. Viele könnten aussterben, noch bevor sie überhaupt erforscht werden.

Im Fachblatt "Conservation Science and Practice" berichtet ein Forschungsteam unter Leitung der Universität Oxford, dass Inselreptilien durch ihre isolierten Lebensräume besonders anfällig sind. Obwohl Inseln weniger als sieben Prozent der Erdoberfläche ausmachen, findet sich dort ein großer Teil der globalen Biodiversität.

Rund ein Drittel der etwa 12.000 bekannten Reptilienarten sind auf Inseln beheimatet, die Galapagos-Riesenschildkröte und der Komodowaran. Laut der Analyse sind rund 30 Prozent der Reptilien auf Inseln vom Aussterben bedroht. Im weltweiten Durchschnitt sind es 12 Prozent.

Hauptfeinde: Landwirtschaft, Abholzung, Umweltverschmutzung - und Katzen

Bedrohlich für die Tiere sind vor allem landwirtschaftliche Expansion, die Abholzung von Wäldern und Umweltverschmutzung, aber auch eingeschleppte Arten. So sind Katzen laut den Forschenden eine der Hauptursachen für das Aussterben auf Inseln. Viele Inselreptilien hätten keine starken Abwehrmechanismen entwickelt, weil es lange keine Säugetier-Feinde gab. Eine freilaufende Katze kann aber in nur einem Jahr mehr als 90 Eidechsen fressen. Gleichzeitig seien Reptilien wie Schlangen, Schildkröten und Geckos Schlüsselarten für die Ökosysteme der Inseln.

Wenig Forschung zu Inselarten

Die Wissenschaftler werteten Studien in dem Zeitraum von 1960 bis 2021 aus und stellten fest, dass größere und weiter verbreitete Arten mehr Aufmerksamkeit bekamen. Kleinere und neu entdeckte Inselarten blieben dagegen weitgehend unberücksichtigt. Insgesamt hätten sich seit 1960 nur knapp 7 Prozent der wissenschaftlichen Arbeiten über Reptilien mit bedrohten Inselarten beschäftigt.

Ein Beispiel ist die Príncipe-Smaragdnatter (Hapsidophrys principis). Sie kommt nur auf der kleinen Insel Príncipe im Golf von Guinea vor und wurde 1906 zum ersten Mal beschrieben. Trotz ihrer ökologischen Bedeutung als Räuber in diesem empfindlichen Ökosystem gibt es kaum Forschungsdaten über ihre Lebensweise und ihren Bestand.

Die Autoren der Studie, an der auch das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) beteiligt war, fordern deshalb mehr gezielte Forschung zu Inselreptilien, vor allem zu denen, die am stärksten vom Aussterben bedroht sind.