Wäre ich eine Silberlinde, würde ich jetzt erst einmal eine dicke Verleumdungsklage einreichen.

Seit Langem hält sich hartnäckig der Verdacht, Silberlinden würden mit ihrem Nektar Hummeln und Bienen töten. Jedes Jahr finden sich tote Insekten unter den Linden. Britische Forscher versuchen nun, das mysteriöse Massensterben zu erklären. Sie sagen: Am Nektar liegt es nicht. Der Verdacht, Lindenbäume würden einen für Bienen und Hummeln gefährlichen Einfachzucker produzieren, ließ sich nicht bestätigen.

Jan Bungartz, Deutschlandfunk Nova Wissensnachrichten
"Seit den 1970er Jahren kursiert die Theorie: `Die Linden vergiften die Hummeln.` Heißt: Der Nektar aus der Lindenblüte soll gefährlichen Zucker enthalten. Aber der wurde nicht gefunden - weder im Nektar, noch in sterbenden Hummeln."

Nächster Verdacht: Lindenbäume werden oft von Städten angepflanzt und mit Insektiziden gespritzt. Die Biologen sagen: Damit ließe sich das Massensterben zwar erklären, aber tote Insekten gab es schon vor dem verstärkten Einsatz von Insektiziden in den 90ern.

Die wahrscheinlichste Erklärung: Linden blühen vergleichsweise spät im Jahr - von Mitte Juli bis Anfang August. Damit gibt es für die Insekten kaum mehr Alternativen. Und ihr Nektar ist verlockend: Er enthält Duftstoffe und Koffein. Darauf sind die Bienen und Hummeln scharf. Sie fliegen die Linden vermutlich immer wieder an, auch wenn die keinen Nektar mehr haben - und verhungern dann unter den Bäumen.