Chilling-Effekt

Wer überwacht wird, verhält sich anders

Wer weiß, dass er überwacht wird, verhält sich anders als er das normalerweise tun würde.

Diesen so genannten Chilling-Effekt hat ein internationales Forscherteam jetzt zum ersten Mal in einer Studie nachgewiesen. Dazu haben sie über einen Zeitraum von 32 Monaten die Zugriffszahlen auf potenziell verdächtige Wikipedia-Artikel erfasst - und zwar vor und nach den Enthüllungen Edward Snowdens über die Überwachung durch die NSA im Juni 2013. Untersucht wurde, wie oft rund 50 verschiedene Artikel zu Begriffen wie "schmutzige Bombe", "Urananreicherung", "Ökoterrorismus" oder auch zu den Namen bekannter Terrororganisationen aufgerufen wurden. Diese Begriffe nutzt auch die oberste Behörde für innere Sicherheit der USA für ihre Social-Media-Analysen.

Vor Snowdens Enthüllungen waren die Seitenaufrufe kontinuierlich gestiegen, lagen im Juni 2013 dann bei drei Millionen pro Monat - um nach Bekanntwerden der Überwachung auf 2,2 Millionen einzubrechen. Die Forscher sehen damit die These von Datenschützern und Forschern bestätigt, wonach Überwachung sowohl das individuelle als auch das kollektive Verhalten von Menschen deutlich verändert und zu Selbstzensur und Konformität führt.