Forscher sind bislang zu unterschiedlichen Ergebnissen gekommen, ob und wie lange das Virus auf Oberflächen überlebt. Mögliche neue Erkenntnisse kommen jetzt aus dem Kreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen.

Bislang seien keine Übertragungen des Virus in Supermärkten, in Restaurants oder auch beim Friseur nachgewiesen worden, sagt der Bonner Virologe Hendrik Streeck in der ZDF-Talkshow „Markus Lanz“. Die großen Ausbrüche seien stattdessen immer das Ergebnis von engem Beisammensein auf längere Zeit gewesen; nachweislich zum Beispiel auf Après-Ski-Partys in Ischgl, bei Fußballspielen in Bergamo oder auf der Karnevalssitzung in der Gemeinde Gangelt im Kreis Heinsberg.

Das nordrhein-westfälische Heinsberg gilt als "Epizentrum" des Corona-Ausbruchs in Deutschland. Dort leitet Streeck eine Studie über Infektionsverläufe. Wie der Direktor des Instituts für Virologie der Universität Bonn berichtet, konnte er durch Abstriche von Fernbedienungen, Waschbecken, Handys, Toiletten oder Türklinken das Corona-Virus zwar nachweisen. Es sei aber nicht gelungen, auf Basis dieser Abstriche das Virus im Labor anzuzüchten. "Das bedeutet, dass wir die RNA von toten Viren nachgewiesen haben", sagt Streeck.

Kein lebendes Virus auf Oberflächen gefunden

Nach seinen bisherigen Forschungsergebnissen sieht es für ihn so aus, "dass eine Türklinke nur infektiös sein kann, wenn vorher jemand quasi in die Hand gehustet und dann draufgegriffen hat". Danach müsse man selbst auf die Türklinke greifen und sich ins Gesicht fassen. Wie lange sich das Virus etwa auf einer Türklinke hält, könne man noch nicht sagen, weil es solche Studien noch nicht gebe. Aber: "Wir waren in einem Haushalt, wo viele hochinfektiöse Menschen gelebt haben, und trotzdem haben wir kein lebendes Virus von irgendeiner Oberfläche bekommen." Diese früheren Forschungsergebnisse würden nun in einer aktuellen Studie in Heinsberg vertieft, kündigte er an.

Auch Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité hatte zuvor im NDR-Podcast darauf hingewiesen, dass Coronaviren gegen Eintrocknung extrem empfindlich seien. Außerdem würden sie per Tröpfcheninfektion übertragen und müssten eingeatmet werden. Deshalb spielt eine Übertragung per Kontakt zum Beispiel mit Scheinen oder Münzen nach Einschätzung des Virologen kaum eine Rolle.

Viele Faktoren spielen eine Rolle

Wie das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) berichtet, hängt die Stabilität von Coronaviren in der Umwelt von vielen Faktoren wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Beschaffenheit der Oberfläche ab. Nach derzeitigem Wissensstand sei es unwahrscheinlich, dass importierte Waren wie Lebensmittel oder Bedarfsgegenstände und Spielwaren, Werkzeuge, Computer, Kleidung oder Schuhe Quelle einer Infektion mit dem Coronavirus sein könnten. Auch das BfR betont, bisher habe eine Infizierung durch den Kontakt mit kontaminierten Gegenständen noch nicht nachgewiesen werden können.

Experten des US-Gesundheitsinstituts NIH und der Seuchenschutzbehörde CSC waren hingegen zu dem Ergebnis gekommen, dass das Corona-Virus bis zu drei Tage auf Kunststoffen oder Edelstahl überleben kann, auf Papier 24 Stunden, in Aerosolen bis zu drei Stunden. Die Studie ist allerdings noch nicht unabhängig überprüft worden.

Das Robert-Koch-Institut gibt zu bedenken, dass wissenschaftliche Untersuchungen zu dem Thema unter experimentellen Bedingungen stattfänden und nicht das realistische Übertragungsrisiko im Alltag widerspiegeln könnten. Sofern infektiöse Sekrete an die Hände gelangten, die dann etwa das Gesicht berührten, sei eine Übertragung auch auf diese Weise möglich.