Wenn hochrangige Politikerinnen und Politiker in die Wirtschaft wechseln, sorgt das immer für Wirbel - denn das Spitzenpersonal aus der Politik könnte dem neuen Arbeitgeber viele Vorteile verschaffen.

Das stimmt wohl - zumindest an der Börse - sagt ein Forschungsteam der Unis Erlangen-Nürnberg und Luzern. Das hat untersucht, wie stark Unternehmen in den letzten 30 Jahren vom sogenannten Drehtür-Phänomen profitierten, und zwar auf EU-Ebene.

Sobald bekannt wurde, dass jemand aus der EU-Politik angeheuert wird, stiegen die Aktien der Unternehmen im Schnitt um rund 0,6 Prozent. Je hochrangiger der Neuzugang und je schneller der Wechsel von der Politik in die Wirtschaft, desto deutlicher der Anstieg. Bei Nicht-Politikern gab es dagegen keine Auswirkung auf den Börsenkurs. Abseits von Börsenkursen könnten die Politikerinnen und Politiker laut den Forschenden auch Vorteile bringen, weil sie zum Beispiel Kanäle kennen, über die sich die Unternehmen frühzeitig informieren können, wenn die EU neue Gesetze plant.

Zwei prominente Beispiele auf europäischer Ebene: 2016 ging der langjährige EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso zum Finanzkonzern Goldman Sachs. 1999 wechselte der ehemalige Telekommunikationskommissar Martin Bangemann ausgerechnet zum Telekommunikationsunternehmen Telefonica.