Die ersten Menschen, die die Antarktis entdeckten, waren vielleicht keine Europäer - sondern Polynesier.

Das vermuten Forschende aus Neuseeland. Sie haben bekannte schriftlich und mündlich überlieferte Legenden von neuseeländischen Indigenen nach Hinweisen auf Antarktis-Reisen untersucht. Dabei stießen sie unter anderem auf Geschichten vom polynesischen Entdecker Hui Te Rangiora, die wahrscheinlich Reisen aus dem siebten Jahrhundert beschreiben. Darin ist zum Beispiel die Rede von einem gefrorenen Ozean, wobei das Wort für gefroren das gleiche ist wie für ein Pflanzenmehl, das aussieht wie Schnee. In anderen Geschichten gibt es Beschreibungen von Tieren, die gut auf Wale und andere Meeressäuger aus der Antarktis passen. Die Forschenden hoffen, dass ihre Studie dazu beiträgt, die Leistungen Indigener bei der Entdeckung der Welt besser anzuerkennen.

In der offiziellen Geschichtsschreibung wird Fabian Gottlieb von Bellingshausen und Michail Lasarev die Entdeckung der Antarktis 1820 zugerechnet. Zu dieser Zeit gab es einen regelrechten "Run" auf die Antarktis, von europäischen Forschungsreisenden. Die Hinweise der Forschenden lassen aber darauf schließen, dass die Polynesier schon viel früher dort waren.

Sophie Stigler, Deutschlandfunk Nova Wissensnachrichten
"Die neue Studie kommt zu dem Schluss: Die Polynesier waren vielleicht schon 1000 Jahre früher da."

Polynesien ist eine Inselgruppe in der Südsee und damit "näher" an der Antarktis als Europa oder Russland. Trotzdem hätten die Menschen damals die etwa 6000 Kilometer lange Reise mit sehr einfachen Booten zurücklegen müssen. Es ist allerdings überliefert, dass die Polynesier ausgezeichnete Seefahrer waren und mit einfachen Mitteln die Weltmeere erkundet haben. Sie könnten auch Neuseeland entdeckt und besiedelt haben - im 13. Jahrhundert.

Wenige "akademische Beweise"

Vieles in der Kultur der Polynesier wurde mündlich übertragen, oder in Form von Schnitzereien. Das neuseeländische Forschungsteam hat genau diese Überlieferungen gesichtet. Ganz genau wird man die Geschichte der Antarktis-Entdeckung wohl nie vorhersagen können. Allerdings ist die Studie ein Hinweis darauf, dass die Europäer sich möglicherweise zu unrecht für "Entdeckungen" rühmen.

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