Inzucht ist für viele Tiere offenbar kein Problem.

In der Natur kommt es recht häufig vor, dass Nachwuchs unter Verwandten gezeugt wird. Das hat die Auswertung von knapp 140 Studien ergeben, die im Fachmagazin Nature Ecology and Evolution erschienen ist. Damit stellen die Autorinnen und Autoren von der Universität Stockholm die gängige Annahme auf den Kopf, die da heißt: Eine Paarung mit Verwandten sollte vermieden werden, deshalb gibt es dagegen eine natürliche Abscheu. Als Grund wird häufig genannt, dass es gut ist, die genetische Vielfalt zu erhalten - etwa, um die Gefahr von Erbkrankheiten klein zu halten.

Viele Tiere bevorzugen die Paarung mit Verwandten

Die Forschenden fanden nur selten Anhaltspunkte dafür, dass Tiere eine Paarung mit Verwandten vermeiden. Untersucht wurden in den Studien insgesamt 88 Arten, unter anderem Fruchtfliegen, Fische, Mäuse und Schimpansen. DIe Forschenden schreiben, die Daten zeigten seit mehr als vier Jahrzehnten, dass Tiere die Paarung mit Verwandten oft tolerieren oder sogar bevorzugen - auch, wenn es andere Paarungsmöglichkeiten gibt. Die große Frage nach dem Warum war nicht Gegenstand der Untersuchung. Bei manchen Arten hat Inzucht aber einen evolutionären Vorteil, zum Beispiel bei einer Vogel-Art, die nur auf den neuseeländischen Chatham-Inseln vorkommt. Bei denen ist das Erbgut so stark auf die Situation vor Ort spezialisiert, dass die Nachkommen einen Nachteil hätten, wenn man deren Gen-Pool mit weniger miteinander verwandten Eltern vergrößern würde.

Auch Menschen haben keine natürliche Abneigung gegen Inzucht

Auch beim Menschen gibt es laut den Ergebnissen keine belegte natürliche Abneigung gegen Inzucht. Hier zitieren die Forschenden Studien, in denen Testpersonen manipulierte Fotos von möglichen Sexualpartnern gezeigt wurden, auf denen die Gesichter mehr oder weniger verwandt mit ihnen aussahen. Dabei ergab sich keine eindeutige Vorliebe für Verwandte oder Nicht-Verwandte.