Fast 500 Jahre lang lag ein Brief von Karl dem Fünften in einer Bibliothek im französischen Nancy - und niemand wusste, was drin stand.

Denn der ehemalige Kaiser des Heiligen Römischen Reiches hatte seinen Brief verschlüsselt, mit einer Geheimschrift. Den Brief schrieb er Mitte des 16. Jahrhunderts an seinen Botschafter in Frankreich.

Eine Expertin für Geheimschriften hörte vor einigen Jahren erstmals bei einem Abendessen von dem rätselhaften Brief. Sie machte sich auf die Suche, fand das Schriftstück und versuchte es zu entschlüsseln. Jetzt stellte sie die Ergebnisse vor, zusammen mit einem Team in Frankreich. Sechs Monate lang hatte sie die rund 120 Symbole untersucht, zum Teil waren es Buchstaben, zum Teil Silben oder auch ganze Worte. Dazu kamen auch sogenannte Nullsymbole, die nichts bedeuten und die der Herrscher wohl einstreute, um mögliche Mitleser zu verwirren.

Im Brief geht es um den schlechten Zustand der Beziehungen zu Frankreich. Karl und der französische König Franz der Erste misstrauten sich offenbar sehr und versuchten den jeweils anderen zu schwächen. Außerdem schrieb Karl über Gerüchte über ein geplantes Attentat gegen ihn.